Der Weltfriedensindex 2017 hat Syrien, Afghanistan, den Irak sowie den Südsudan zu den am wenigsten friedfertigen Ländern in der Welt erklärt
Whitney Webb, Juni 12, 2017
Der jährliche Weltfriedensindex, im Juni 2017 veröffentlicht, stellt fest, dass obwohl die Welt in diesem Jahr friedfertiger ist als im Jahr zuvor, die Gewalt insgesamt signifikant während des letzten Jahrzehnts zugenommen hat.
Obwohl sich die Situation in vielen Ländern verbessert hat, haben sich bei den zehn Ländern mit dem niedrigsten Ranking – bekannt als die am “konfliktreichsten” Länder – in den letzten Jahren kaum Änderungen gezeigt.
Indes verfügen neun dieser zehn Länder über eine Gemeinsamkeit bezüglich der Gewalt, die sie erfahren haben: US-geführte Destabilisierungsbestrebungen und Regime-Change-Operationen.
Syrien, Irak und Afghanistan: Ziele von Regimewechsel-Operationen und fabriziertem Sektierertum
Syrien, welches an letzter Stelle des kürzlich veröffentlichten Juni 2017 Index steht, steckt seit nunmehr fast sechs Jahren im Würgegriff der U.S. geführten Regimewechselbestrebungen – ein Konflikt der eine der florierendsten Nationen des Mittleren Ostens verwüstet hat und das Land in einen Kampfplatz für einen Stellvertreterkrieg zwischen den U.S.A. und Russland verwandelt hat. Die U.S.A. hat den Sturz des syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad mindestens seit 2006 geplant. Seit dem „Aufstand“ im Jahr 2011 hat die U.S.A regelmäßig syrische Oppositionsgruppen sowie diverse extremistische Gruppierungen, darunter auch viele, die seitdem zu terroristischen Organisationen (u.a.. IS und Al-Nusra Front) übergelaufen sind, unterstützt und bewaffnet.
Die Nationen, im Ranking direkt über Syrien – Irak und Afghanistan – waren ebenfalls beide Ziel von groß angelegten U.S. Invasionen Anfang der 2000er Jahre; und die fortwährende U.S.-Präsenz in beiden Ländern hat sehr zu den sich weiterhin verschlechternden Bedingungen in diesen beigetragen. Durch die wachsende Präsenz von U.S.-Truppen im Irak und den anstehenden drastischen Anstieg von Stationierungen von mehr als 50.000 Streitkräften in Afghanistan sind weitere Konflikte unausweichlich.
Südsudan: „Staatenbildung“ schief gegangen
Der Südsudan, auf Platz 4, wurde auch zum Opfer von U.S.-Intervention und „Staatenbildung“. 2011 drängten die U.S.A. den Südsudan vom Sudan abzurücken, da der Südsudan 75% der sudanesischen Ölvorkommen innehat – die größten Ölvorkommen in ganz Afrika. Gemäß Analysten planten die U.S.A. einen unabhängigen Südsudan zu schaffen, um sich der chinesischen Ansprüche auf sudanesisches Öl zu entledigen, da die Chinesen zuvor einen Ölkontrakt mit der (jetzt Nord) Sudanesischen Regierung abgeschlossen hatten. Die erheblichen U.S. Hilfszuwendungen an den Südsudan, insgesamt 1,6 Milliarden USDollar von 2013 bis 2016, lassen darauf schließen, dass Washington versucht hat die Regierung für genau diesen Zweck zu beeinflussen.
Jedoch zerbrach der Südsudan nur zwei Jahre später. In einem verheerenden Bürgerkrieg wurden hunderttausende Menschen getötet und mehr als 1,5 Millionen Menschen vertrieben. Einige Analysen geben an, dass der Bürgerkrieg zwischen dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar nur ausbrach, weil Mayardit begann sich China zuzuwenden.
Das Chaos resultierend aus der U.S.-Einmischung im Südsudan hat sich über die Grenzen ausgeweitet und die Unruhen in den Sudan getragen, dieses Land nimmt Platz 8 der am wenigsten friedlichen Nationen ein.
Jemen: von den U.S.A. unterstützte saudische Aggressoren sind verantwortlich für Hungersnot und Kriegsverbrechen
Jemen, auf Platz 5, ist ebenfalls in einen mit der U.S.A. verknüpften Konflikt involviert, wobei die Rolle der Vereinigten Staaten weniger direkt war. Obwohl die U.S.A. die Kampfhandlungen im Jemen nicht anführt, hat sie den Kriegsaggressor – Saudi Arabien – von Anfang an mit aller Kraft unterstützt und den Saudis Waffen im Wert von Milliarden von US Dollars geliefert sowie verschiedentlich jemenitische Orte bombardiert, um ihren Golf-Verbündeten zu helfen.
Auch hat die U.S.A. bezüglich der Vielzahl von Kriegsverbrechen der Saudis im Jemen beide Augen zugedrückt, dies trotz der sich entwickelnden ungeheuerlichen Tragödie, inklusive der Blockade von Hilfslieferungen und der sich in deren Folge ausbreitenden Hungersnot. Das Interesse der U.S.A. ist ein Weiterbestehen des saudischen Einflusses in Jemen – wie schon vor dem Konflikt – aufgrund der Lage Jemens, welche Kontrolle über die strategisch bedeutsame „Strait of Bab al-Mandab“, Nadelöhr des saudischen Ölhandels, ermöglicht.
Im Ranking wird Jemen gefolgt von Somalia.
Somalia : Zustand der Anarchie dauert dank U.S.-Beteiligung an
Die Einmischung der U.S.A. in Somalia hat bereits Geschichte und erreichte ihren Höhepunkt Anfang der 1990er Jahre, als die von den U.S. unterstütze Militärdiktatur von Siad Barre gestürzt wurde und das Land in einem Bürgerkrieg versank.
Aufgrund von Somalias Lage and der Mündung des Roten Meers, strategisch bedeutsam für die globalen Ölmärkte, engagierte sich die U.S.A. und zerrte, nach Aussagen eines Mitarbeiters des Leiters der UN-Somalia-Operation, „die UN mit Zeter und Mordio nach Somalia“. Für 16 Jahre blieb Somalia im Zustand der Anarchie, bis eine Koalition islamischer Gruppen in der Hauptstadt 2006 die Macht übernahm. Nun, diese Regierung wurde bald durch Äthiopien gestürzt – mit U.S.-Unterstützung.
Der aktuellen U.S.-“anti-Terrorismus”-Politik in Somalia, welche den Einsatz von Luftangriffen beinhaltet, wird angelastet den nationalen Konflikt verschlimmert und die humanitäre Krise, die das Land in eine Hungersnot stürzte, hervorgerufen zu haben.
Libyen : wurde ins Chaos gestürzt, weil es den U.S. Petro-Dollar herausforderte
Ein weiteres kürzliches Opfer von US Regimewechselbestrebungen – Libyen, steht nun auf Platz 7 der am wenigsten friedlichen Nationen der Welt. Einst eines der prosperierendsten Länder in Afrika, machte der ehemalige libysche Führer Muammar Gaddafi den „Fehler“ das U.S.-Petro-Dollar-System herauszufordern, indem er eine durch Gold gedeckte pan-afrikanische Währung, bekannt als Dinar, schaffte. Im Anschluss an Gaddafis Tod wandelte sich Libyen grundsätzlich zu einem „gescheiterten Staat” in dem es nach wie vor keine eindeutige Regierung gibt, aber ungezügelten Terrorismus und mittlerweile öffentlichen Sklavenhandel.
Ukraine: gezielter U.S.-geführter Putsch wegen Gasindustrie
Die Ukraine, 2014 das Ziel eines U.S.-geführten Putsches, um den Einfluss der lukrativen russischen Gasindustrie auf dem europäischen Gasmarkt zu schwächen, ist nun auf Platz 10 der am wenigsten friedlichen Länder der Welt.
Das einzige Land unter den zehn der am wenigsten friedlichen Nationen, das keine offensichtliche U.S.-Einmischung erfahren hat, ist die Zentralafrikanische Republik, auf Platz 9.
Das nicht-so-sehr-friedliche Ranking der U.S.A.
Auch die U.S.A. selbst ist dramatisch nach unten gerutscht im diesjährigen Weltfriedensindex, nun auf Platz 114 von den insgesamt 163 untersuchten Nationen. Dieser Absturz war einer der größten Abstiege im Vergleich mit allen Ländern in diesem Jahr.
Statistiker begründen dies mit der Spaltung der Gesellschaft, die nach den Präsidentschaftswahlen 2016 offensichtlich wurde, sowie den weiterhin steigenden Tötungsdelikten.
U.S.-Beteiligung an internationalen militärischen Konflikten wird bei diesem Ranking nicht berücksichtigt, was bedeutet, dass diese Platzierung mindestens als konservativ anzusehen ist. Wie an den zehn am niedrigsten platzierten Nationen dargestellt, würde die U.S.A. sich höchstwahrscheinlich an letzter Stelle der Liste wieder finden, wenn der Beteiligungsfaktor berücksichtigt werden würde – für ihre Rolle als Anzettler von desaströsen, tödlichen Konflikten in der ganzen Welt – unter dem Deckmantel von Außenpolitik.
Quelle: mintpressnews.com
Übersetzt von freiesicht.org