„Yankee – Go Home!“ Das haben wir als Schüler gegen Ende 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf den Strassen Istanbuls geschrieen, wenn die 6. US-Flotte wieder mal zu „Besuch“ war, deren Flugzeugträger und Kriegsschiffe quasi vor meiner Schule geankert hatten. Ich war jung und dachte, wie viele andere in meiner Klasse auch, die USA seien an dem ganzen Übel auf der Welt Schuld. Das wir für diesen Spruch nieder geprügelt wurden, in den Knast gehen mussten, das war ja gerade die Bestätigung unseres Glaubens, dass der US-Imperialismus und deren Lakaien in der türkischen Regierung an allem Schuld waren. Daher „Yankee-Go Home“!
Und wenn aus lauter „6. Flotte – Hau ab!“ Demos, ich nichts mehr für die Schule tat, und meine deutschen Lehrer mich dafür mit lauter 1ern bedienten, (bei uns war die beste Note 10 und die schlechteste 1) ja daran war auch natürlich der US-Imperialismus Schuld, weil ich ja tagelang gegen deren Schiffe vor meiner Schule demonstrieren musste. Revolution hatte halt Vorrang vor Hausaufgaben. Verstanden? Nein? Das macht nichts – ich sehe die eigene Vergangenheit jetzt auch etwas anders.
Ach, ja. Damals in jenen Tagen der 60er Jahre, fiel mir immer wieder eine kleine Gruppe auf. Mehrmals. Junge Männer, die auch am Bosporus waren, aber nicht gegen die Amis demonstrierten, sondern für alle sichtbar auf den damals noch reichlich vorhandenen Grünflächen beteten. Sie beteten gen Mekka, wie vorgeschrieben, sondern gen dem amerikanischen Flugzeugträger, als Danke Schön dafür, dass die Amerikaner jetzt endlich da sind, um den Islam vor den kommunistischen Studenten und kemalistischen Generälen zu schützen. Ich hielt diese Schiffsanbeter damals allesamt für Spinner.
Keiner konnte sich es damals vorstellen, dass diese Spinner eines Tages das Land regieren würden. Keiner konnte sich vorstellen, dass die dort betenden Jugendliche irgendwann Minister und ja sogar Staatspräsidenten werden. Keiner konnte es damals ahnen, dass die Eliten von heute, schon damals die USA anbeteten.
Also halten wir eins fest: Die Amis haben nach dem Zweiten Weltkrieg bei und um uns, also da rechts unten in Europa, wild gewütet. Eigentlich waren es nicht allzu komplizierten Länder, mit durchaus fähigen Politikern und Generälen, die, -wenn sie nicht mehr weiter wussten, einige Kollegen nach Washington schickten, um Genehmigung für den nächsten Putsch einzuholen. Und die Amis sagten schon denen, welcher Politiker dann „entfernt“ werden sollte, welcher nicht.
Ich will die ja inzwischen sehr intensive Zusammenarbeit zwischen dem Islam und den USA hier nicht ausbreiten, sondern vielmehr auf die aktuelle Lage zwischen dem Islamisten Erdogan und den USA eingehen. Erdogan war und vermutlich ist immer noch ein fanatischer Bewunderer der USA. Alle seine Kinder studierten in den USA, er selbst ist auch gern in den USA, hat dort sogar einige Ehrendoktortitel gekauft. Zwar von ziemlich unbedeutenden Universitäten, aber danach erkundigt sich in der Türkei sowieso kaum einer, Hauptsache die Diplomfeierlichkeiten werden in allen türkischen Sendern live übertragen. Ich habe 2016 aufgegeben, RTEs Doktortiteln zu zählen. 2016 beim 44. Doktortitel.
Nicht jeder US – Präsident war Erdogans Liebling, zum Beispiel mit dem Präsidenten Obama ging es gar nicht gut, wegen der Diskussion um die Menschenrechte und so. Dann haben die Amis auch noch die Kurden im Irak und in Syrien unterstützt. Der Kurdenhasser Erdogan fühlte sich allein gelassen, nicht verstanden.
Im November 2016 gab es in Ankara große Hoffnungen, dass die Vereinigten Staaten unter Trump die Türkei wieder lieb haben könnten. Präsident Erdogan gratulierte Trump zu seinem Präsidentschaftssieg und sagte, dass Trumps Wahl eine neue Ära in den Beziehungen zwischen den USA und der Türkei markieren würde. Damals, knapp vor einem Jahr war Erdogan stark „antiiranisch“, um damit dem neuen US-Präsidenten zu imponieren, und demonstrierte Ankaras Bereitschaft, die iranische Macht im Nahen Osten, speziell aber in Syrien, einzudämmen.
Selbstverständlich waren es leere Versprechungen, denn Erdogan hat keine aussenpolitischen Ziele, greift nach jedem Strohalm, wenn er glaubt, dass könnte ihm etwas mehr Macht bringen. Dadurch ist die türkische Aussenpolitik seit langem ein Chaos. Erdogan glaubte bis vor acht Wochen, dass er und Trump Superkumpeln seien. Er besuchte ihn Anfang Herbst mit einer Herde von Journalisten. Trump hatte wenig Zeit.
Erdogan hoffte darauf, und mit ihm die gesamte türkische Presse, dass die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung für die syrische kurdische Miliz, die People’s Protection Units (YPG), reduzieren würden. Für Erdogan ist die YPG eine existenzielle Bedrohung für die Zukunft der türkischen Republik, da sie als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gilt. Zumindest glaubt das Erdogan.
Ankaras Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht, als die Trump-Regierung beschloss, die militärische Unterstützung der YPG zu verdoppeln. Die YPG ist für Washington anscheinend die einzige kompetente Kampftruppe unter den bewaffneten Gruppen in Syrien. Es wird immer noch als die beste Option angesehen, als die dringend benötigte lokale Bodentruppe für die Ausschaltung des islamischen Staates (ISIS) in Syrien. Erdogan, der noch in diesem Sommer von einer fantastischen Freundschaft zwischen ihm und Trump sprach, fühlte sich zunehmend allein gelassen.
Wie lautet das Motto jeden Politikers in einer solchen Lage im Nahen Osten? „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Also weg von den USA, hin zu Russland und Iran. Erdogan will Raketen bei Putin kaufen, um sein Raketenabwehrsystem zu erweitern, trotz Einwände der NATO.
Jetzt heißt sein bester Freund Putin. Und da Putin auch ein enger Freund von dem syrischen Diktator Assad ist, sind jetzt auch Erdogan und Assad gute Freunde, zumindest nach aussen hin. Auch Iran ist ein guter Freund von Putin, und Iran ist auch gegen die Kurden, da kann der Sunnite Erdogan auch schon mal eine gemeinsame Sache mit dem schiitischen Iran gegen die Kurden unternehmen. So einfach und kurzfristig denkt Erdogan.
Die Türkei und der Iran haben sich darauf geeinigt, die militärische Zusammenarbeit gegen die Kurden im Irak und in Syrien zu intensivieren. Der Iran, Russland und die Türkei kooperieren auch trilateral. Angefangen von der gemeinsamen Unterstützung des Friedensvertrags von Astana, über die Zusage, gemeinsam nach Öl im Kaspischen Meer zu bohren, bis hin zur Unterstützung Katars im Konflikt mit seinen arabischen Vettern am Persischen Golf.
Kommende Woche treffen sich die Präsidenten Russlands, Iran und der Türkei in Sotschi. Der einzige Tagesordnungspunkt: die Zukunft Syriens oder was die drei Säbelrassler des Orients unter Zukunft vorstellen.
Jungs, das wird wohl nichts.
Es ist mehr als fraglich ob RTE über diesen November hinaus mit euch sein wird? Denn am 27. November startet in New York das Strafverfahren gegen Zarrab u.a. Und so wie es aussieht wird der persische Geschäftsmann Zarrab nicht mehr auf der Anklagebank sitzen, sondern nur noch als Kronzeuge auftreten. Er war vermutlich schon die ganze Zeit Kronzeuge.
Zarrab wird erzählen, wie er die Familie Erdogan und und die anderen Ministern der islamistischen Regierung bestochen hatte, damit der iranische Ölhandel trotz des UN Embargos weiterlaufen konnte. Zarrab bezahlte, Erdogan kassierte und machte den internationalen Betrug erst überhaupt möglich.
RTE hatte die ganze Zeit geglaubt, letztendlich sei Trump auch ein „Geschäftsmann“, so wie selbst, deswegen werde Trump die Anklage gegen Zarrab fallen lassen. RTE hat auch geglaubt, dass Trump genau soviel Macht über die Justiz hat, wie er selbst. Das war ziemlich dumm von Erdogan.
Deswegen vielleicht erzählt RTE täglich, dass die USA kein Rechtsstaat seien, wie etwa „seine“ Türkei derzeit. „Yankee Go Home“ auf „erdoganisch“. Erdogan will sich vor der Lawine retten, die aus South Manhattan auf ihn stürmt, hat aber keine Chance mehr.
Verkehrte Welten!
Erdogan und seine Räuber in der Regierung schreien jetzt „Yankee Go Home!“ und ich schreie „Yankee Come Back!“, da der Ringrichter in den USA die letzte KO-Runde für den Despoten eingeläutet hat.
Ich glaube, die Menschheit, der Nahe Osten und die Türkei befreit sich gerade von Erdogan. DANKE – USA. Ich werde nie wieder „Yankee Go Home“ schreien, habe auch übrigens seit 50 Jahren nicht mehr getan.
Quelle: https://kamiltaylan.blog/2017/11/17/abschied-von-einem-despoten/