Eine private Siedlerorganisation plant die „seit Jahren intensivste Vertreibung“ im Batan-al-Hawa-Gebiet von Silwan, warnt die israelische Menschenrechtsorganisation B’tselem. Die Siedlergruppe Ateret Kohanim, behauptet ein 4000 Quadratmeter Grundstück in dem dicht besiedelten Stadtteil in der Nähe der Al-Aksa-Moschee zu besitzen.
Die Gruppe hat Räumungsanträge gegen 81 palästinensische Familien , die dort leben, eingereicht.
B’tselem sagt, diese Konzentration von Räumungen macht 45% aller Palästinenser aus, die „vor der Enteignung auf Grund der Ethnizität in Ostjerusalem stehen“.
„Wohin sollen wir gehen?“
Die Familien bekämpfen die Räumung vor Gericht, aber der Bewohner Zuheir al-Rajabi sagt zu B’tselem, dass Ateret Kohanim auf einer „intensiver Offensive“ ist.
Sechs Gebäude sind schon von der Organisation übernommen worden, die palästinensischen Familie, die dort lebten, wurden herausgeschmissen. Die israelischen Siedler, die dort eingezogen sind, werden von privaten und kommunalen Sicherheitswächtern verstärkt, die regelmäßig Palästinenser, besonders die Jugendlichen schikanieren.
Najah al Rajabi, 62 Jahre, hat in den letzten 12 Jahren in Angst gelebt, seitdem die Siedler das Haus neben ihr übernommen haben.
„ Jetzt habe ich Angst bei Nacht hinauszugehen um zu beten“, sagt sie im Video von B’tselem:
B’tselem hat eine interaktive Webseite und eine Serie von neuen Videos gemacht, um die Lebensbedingungen der Palästinenser in Batan al–Hawa zu beleuchten.
Najahs Hau ist winzig mit nur einem Schlafzimmer. Sie lagert das meiste ihres Besitzes auf ihrer Veranda mit einem Blick ins Silwans Kidron-Tal. Von dort sieht man auch die schwer bewachten Siedler-Nachbarn.
Jetzt wartet sie mit Angst zusammen mit den Dutzenden von anderen bedrohten palästinensischen Familien in Batan al-Hawa auf den Tag, an dem sie gezwungen wird, das Haus zu verlassen.
„Wohin werden wir gehen? Sie vertreiben uns. Es ist- schlicht und einfach – eine Vertreibung“.
„Wir stehen wie unter Hausarrest“
Nicht alle Bewohner stehen mit so viel Angst vor ihrer Vertreibung. Zuheir al Rajabi, der mit seiner Frau und den vier Kindern in Batan –al-Hawa lebt und im Stadtteilrat arbeitet, sagt mit Vertrauen, dass es Ateret Kohanim nicht gelingen wird.
„Ich wurde in diesem Haus geboren. Und ich werde weiter in diesem Haus leben und ich werde hier sterben. Und ich lass es meinen Kindern, die auch hier bleiben werden solange sie leben“, sagt al-Rajabi zu B’tselem in einem Video.
Er sagt, er besäße die Dokumente, die belegen, dass seine Familie dieses Haus 1966 gekauft hat. Aber trotzdem, diejenigen, die hier bleiben, leben mit Angst und Schrecken vor den Siedlern und ihren Wächtern.
Al –Rajabi sagt die Eltern schwanken, ob sie ihre Kinder nach draußen lassen können. „Wir sind gezwungen, zu Hause zu bleiben, als ob wir unter Hausarrest stehen würden“, sagt er.
Gewalt gegen Kinder
Auf B’tselems interaktiver Website, erinnert sich ein 10-Jähriger Junge, der nur durch seine Anfangsbuchstaben identifiziert wird, daran, als er mit seinen Freunden Murmeln spielte und 10 Polizisten sich ihnen näherten. Erschrocken versteckte er schnell die Murmeln.
„Einer der Polizisten kam und schaute nach, was ich versteckt hatte und stieß mich in die Brust. Ich fiel beinahe zu Boden, doch mein Cousin fing mich auf“, erinnerte sich das Kind. „Ein anderer Polizist kam und grabschte nach meinem Bein, um mir Angst zu machen. Sie nahmen meine Murmeln weg“.
Ein anderes Kind, 13 Jahre, sagt zu B’tselem, dass ein Polizist ihn und seine Freunde zwang, sich an die Mauer zu stellen und dann „stießen sie hart gegen unsere Beine, bis wir sie auseinander stellten“.
„ Dann schlugen sie uns und sprachen sehr unanständig mit uns. Er sagte: „Willst du dass wir dich ficken? Als ich nein sagte, fragte er: bist du jemals gefickt worden? Ich sagte, nein und er fragte: Wünschst du, dass ich dich ein andermal ficke? Ich drehte mich um und sagte: „Wenn Du das für dich willst“. Er sagte: „Ich werde dich jetzt so schlagen, dass dein Gesicht flach wird“.
Unterstützt von Israel
B’tselem betont, dass Ateret Kohanim mit der vollen Unterstützung der israelisch beherrschten Jerusalemer Stadtgemeinde und der Gerichten handelt, die konsequent zu seinen Gunsten urteilen.
Die Organisation hat seit 2001 Batan al-Hawa gezielt, und eine Vielfalt von Gesetzen angewandt, die von Israel verabschiedet wurden und die Landrechte exklusiv an Juden vergeben.
Die 81 Familien in Batan al-Hawa , die jetzt von Räumung bedroht sind, leben auf Grundstücken, die Israels Besatzungsbehörden 2002 an Ateret Kohanim übergaben, ein Schritt, der von Israels Gerichten aufrechterhalten wurde.
Im Dezember verabschiedete der UN-Sicherheitsrat eine Resolution, die als Verletzungen des Völkerrechts „alle Maßnahmen“ verurteilte,“ die auf Veränderungen der demographischen Zusammensetzung, des Charakters und des Status des palästinensischen seit 1967 besetzten Gebietes, einschließlich Ost-Jerusalems“.
Dies schließt „Bau und Ausdehnung von Siedlungen, Umsiedlung von israelischen Siedlern, Konfiszierung von Land, Zerstörung von Wohnungen und Vertreibung von palästinensischen Zivilisten ein.“
Aber da Israel sich als nicht rechenschaftspflichtig betrachtet, geht seine Missachtung des Völkerrechts weiter, in Batan al-Hawa wie im ganzen besetzten Westjordanland .
Übersetzt von Ellen Rohlfs اِلِن رُلفس – Fausto Giudice Фаусто Джудичеفاوستو جيوديشي
Quelle: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=20549