Mindestens 50% der Bevölkerung, die universellen Prinzipien des Rechts und die grundlegenden Prinzipien der Demokratie sagen: Euer „Ja“ ist ungültig! Es die allerlegitimste Handlung, eurem Faschismus und eurer Zensur mit unseren Stiften, unseren Kameras, unseren Tastaturen und unserem Wort, am Schreibtisch wie auch auf der Straße, zu widerstehen! Niemand soll daran zweifeln, dass wir weiterhin die Wahrheit schreiben, aussprechen und zeigen und nicht darauf verzichten werden, die Stimme der Bevölkerung und ihrer Forderungen zu sein.
Die Palastherrschaft, die mithilfe der Hohen Wahlkommission (YSK) die Millionen Stimmen des “Nein” für nichtig erklärte und ein illegitimes Ein-Mann-Regime aufzubauen versucht, greift nun im Zuge der Repressionswelle gegen die “Nein”-Sager auch Sendika.Org, die Stimme des “Nein”, an.
In den frühen Morgenstunden wurde unser Büro von der Polizei gestürmt. Unser Redakteur Ali Ergin Demirhan wurde festgenommen, keine 24 Stunden nachdem er folgende Zeilen schrieb: “Warum sollen wir zuschauen, wie uns ein Referendum, das wir gewonnen haben, vor unseren Augen geklaut wird? Warum sollten wir hinnehmen, dass sich ein Ein-Mann-Regime, das längst auf den Müllhaufen der Geschichte gehört, juristisch verankert und derart fortbesteht auf Grundlage eines gefälschten Wahlergebnisses?”
Unserem Redakteur wird vorgeworfen, “die Legitimität des Wahlergebnisses in Zweifel zu ziehen und Demonstrationen dagegen über Soziale Medien zu organisieren, das Volk zu Hass und Feindschaft anzustacheln und Staatsbeamtete zu beleidigen.”
Unter Bedingungen des Ausnahmezustandes haben sie dem Volk das Ein-Mann-System aufgezwungen. Ihr Wahlkampf bestand in Repression und Gewalt, Gesetzesbrüchen, Finanzierung des “Ja” mittels den Steuern und einer Revolverpresse, die log, dass sich die Balken bogen. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung erklärten sie zu “Verrätern” und “Terroristen”, “Nein”-Sager wurden mit Messern, Waffen, Knüppeln, Gefängnis und Bürgerkrieg bedroht. Wie die zahlreichen Nachrichten aus allen Teilen des Landes, die auf unserer Plattform veröffentlicht wurden, zeigen, fälschten sie sich mit allen möglichen Mitteln und mithilfe des YSK ein “Ja” herbei. Und dann werfen sie uns vor, “die Legitimität des Wahlergebnisses in Zweifel zu ziehen”!
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Zur Erinnerung:
Seit 16 Jahren organisieren wir uns als Sendika.Org selbst, ohne Unterstützung von irgendeinem Staat noch von irgendwelchen KapitalbesitzerInnen. Wir machen unsere Arbeit mit einem so gut wie nicht existierenden Budget und vollständig ehrenamtlicher Tätigkeit von der technischen Infrastruktur bis hin zur Textproduktion, mit freiwilligen BerichterstatterInnen, SchreiberInnen und ÜbersetzerInnen von der StudentIn bis zur ProfessorIn, vom unorganisierten Arbeitslosen, der um sein Überleben kämpft, bis hin zur GewerkschaftsexpertIn und einer kollektiven Redaktion.
In den letzten 1,5 Jahren habt ihr unsere Website 31 mal gesperrt. Während dem Vorlauf zum Referendum habt ihr unsere Seite 17 mal innerhalb von 17 Tagen gesperrt. Kein einziges mal sind wir aber davon abgerückt, das Recht des Volkes auf Information zu verteidigen. Gegen den Faschismus haben wir uns verteidigt und weiterhin die Wahrheit gesagt.
Dass ihr illegitim seid, das sagen mindestens 50% der Bevölkerung, also Millionen. Dass ihr illegitim seid, das sagen die universellen Prinzipien des Rechts. Dass ihr illegitim seid, das sagen die grundlegenden Prinzipien der Demokratie. Wir aber sollen schweigen?
Niemand soll daran zweifeln, dass wir weiterhin die Wahrheit schreiben, aussprechen und zeigen und nicht darauf verzichten werden, die Stimme der Bevölkerung und ihrer Forderungen zu sein.
Das Referendum wie auch das Ergebnis desselben sind ungültig! Diese Wahrheit könnt ihr nicht vernichten, weder mit Zensur, noch mit Verhaftungen, noch mit Repression! Ebensowenig, wie ihr die Millionen von Menschen, die eine Annullierung des Referendums fordern und das Ein-Mann-System nicht akzeptieren, vernichten könnt.
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Der Kampf um die Presse- und Informationsfreiheit gehört zu den Kernelementen des Kampfes der Völker der Türkei um die Demokratie. Dem Faschismus und der Zensur mit unseren Stiften, unseren Kameras, unseren Tastaturen und unserem Wort, am Schreibtisch wie auch auf der Straße, zu widerstehen, ist die allerlegitimste Handlung.
Wir werden unsere Arbeit von jetzt an mit dem Bewusstsein machen, dass jede Nachricht, jeder Essay und alles publizierte Videomaterial von der Straße ein Teil des Kampfes des Volkes um die Demokratie ist.
Wir rufen alle Presseorgane, vom Faschismus bedrohte TV-Kanäle, alle Zeitungen und alle JournalistInnen, die sich verantwortlich fühlen gegenüber ihrer Arbeit und der Bevölkerung, dazu auf, die Stimme des “Nein” zu stärken, weiterhin die Wahrheit zu sagen und sich mit Sendika.Org zu solidarisieren.
Unser Redakteur Ali Ergin Demirhan, alle inhaftierten JournalistInnen, die dafür kämpfen, dass die Bevölkerung die Wahrheit erfährt, und alle Menschen, die inhaftiert wurden, weil sie für das “Nein” kämpfen, müssen sofort freigelassen werden!
Sendika.Org wird niemals schweigen!
Quelle: http://sendika35.org/2017/04/das-ja-ist-ungultig-sendika-org-wird-niemals-schweigen/