Wir haben gerade eine hektische Woche hinter uns. Verbote von Auftritten türkischer Politiker bzw. Versuche diese Veranstaltungen zu verhindern, werden bis zum Referendum in der Türkei andauern. Die aktuellen Ereignisse liefern genug Stoff zur Diskussion und zeigen eine Thematik, die uns seit langem bekannt ist, mit der wir uns jedoch nicht bzw. nicht genug beschäftigt haben. Die Organisation und Struktur des türkischen nationalistischen und islamistischen Mob kennen wir, deshalb fällt es uns nicht schwer deren nächste Schritte vorherzusehen. Aber was ist mit den deutschen demokratischen Kräften, können sie es auch? Kaum.
Wir werden auch weiterhin damit konfrontiert und deshalb sollten wir zukünftig gut vorbereitet sein.
Über Rassismus wurde hier sehr viel gesprochen und diskutiert, es fehlte aber immer ein wichtiger Bestandteil der Thematik. Wenn wir die Geschehnisse der letzte Woche anschauen, müsste eigentlich allen klar sein, warum es geht.
Was bedeutet das, wenn niederländische Rassisten in Rotterdam vor dem türkischen Konsulat und türkische Rassisten in Istanbul und Berlin vor dem niederländischen Konsulat protestieren, Fahnen verbrennen und fast die gleichen Parolen rufen? Wir müssen die Rassismus-Debatte erneut mit Priorität führen.
Die spaltende, profitorientierte Politik der Rassisten schwört nicht nur Hass herauf, sondern stärkt auch den sich gegenüberstehenden Rassisten den Rücken, während wir als Zaungäste nur zusehen, wie sie ihren Hass über die Medien verbreiten.
Der durch die Rassisten herbeigeführte Rechtsruck in der EU, ist ein Ergebnis jahrelanger Politik der jeweiligen Staaten. In Deutschland, in Frankeich, in England, in Spanien, in Italien, in den Niederlanden und vielen anderen Ländern dienen Ausländer/Flüchtlinge als Sündenböcke. Es lenkt die Bevölkerung von den eigentlichen Problemen des jeweiligen Landes ab.
Rassismus ist wie ein Messer, das zwei scharfe Klingen hat. Der Hass gegen “Latinos“ in Spanien, Hass gegen Araber in Frankeich, Hass gegen die Türken in der BRD, schafft auch Hass von Immigranten auf Einheimische. In der Türkei ist diese Haltung noch krasser, Haupt-Sündenbock sind die Kurden. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, im eigenen Land als Sündenbock deklariert zu werden; das kennen möglicherweise die “Ossis“ noch am ehesten. Die Herrschenden sind sehr zufrieden damit. Wir auch?
Die Bemühungen von Erdogan aufzuwiegeln, Hass zu schüren und daraus Kapital zu schlagen, schlugen fehl. Aber nicht weil die demokratischen Kräfte das verhindert hätten, sondern weil die Migranten das Hochschaukeln rassistischer Polarisierung durch beide Seiten satt sind und sich bezüglich der Zukunft ihrer Kinder sorgen. Gerade diese sind gefährdet und leicht beeinflussbar.
Migrantische Rassisten versuchen unsere Kinder mit ihren rassistischen, nationalistischen und islamistischen Ideen zu beeinflussen. Das verdanken wir auch der “alle Migranten sind gleich“-Politik, die aus falschverstandener „political correctness“ Bündnisse mit Nationalisten/Islamisten eingeht und diese hoffähig macht. Das ist eine gefährliche Haltung. Im Zeitalter der Medien muss man sich eindeutig positionieren und Farbe bekennen. Ansonsten darf man sich nicht wundern, wenn einer wie Erdogan seine Macht ausbaut. Als der Bundestag die Armenien-Resolution beschlossen hat, rief Erdogan den gleichen Mob auf gegen den Beschluss zu protestieren, der nun vor der niederländischen Botschaft in Berlin steht. Die Bundesregierung hat damals nicht klar Stellung bezogen, sondern sich hinter dem Bundestag versteckt. Durch dieses Taktieren der Bundeskanzlerin sah Erdogan sich und seine Handlungsweise bestätigt. Türkischstämmige Bundestagsabgeordnete mussten unter Polizeischutz gestellt werden – und übrigens, damals gab es das Flüchtlingsabkommen noch nicht.
Die Haltung demokratischer Gruppen und Parteien, dass “alle Migranten gleich sind“ bzw. deren “arme schutzlose Migranten“-Politik ist falsch. Ein Rassist bleibt ein Rassist, egal welche Hautfarbe er hat und er muss bekämpft werden. Es funktioniert nicht, einerseits den Baum zu gießen und andererseits ein paar Äste anzusägen. Das Problem muss an den Wurzeln gepackt werden.
Was auf jeden Fall nicht sein darf, ist dass man sie hoffähig macht, was in der vergangenen Jahren immer gemacht wurde. Sie sitzen als Demokraten am selben Tisch, verfolgen aber zielstrebig ihre rassistische, nationalistische und islamistische Politik auf der Straße, in Moscheen und in ihren Vereinen. Auch einige türkische, demokratische Organisationen sitzen am selben Tisch und ignorieren die Absichten dieser Gruppen mit der Begründung Weltoffenheit.
Nein Migranten sind nicht alle gleich!
Noch mal; ein Rassist bleibt ein Rassist, egal welche Hautfarbe er hat!
Die Nationalisten/Rassisten gehen mit juristischen Angelegenheiten zu linken Anwälten, weil sie wissen, dass diese aufgrund ihrer politischen Haltung, besonders engagiert für ihre Rechte kämpfen werden. Sie haben aber nichts dagegen, dass in der Türkei die linken Anwälte ins Gefängnis gesteckt werden.
Die meisten türkischen, kurdischen Rassisten hier in Deutschland wollen gar nicht zurück in die Heimat. Es ist ihnen dort nicht demokratisch genug, sie wollen nur einen Monat ihren Urlaub dort verbringen. Aber die türkische, kurdische Bevölkerung soll dort ihr ganzes Leben unter diesen undemokratischen Bedingungen leben. Dieser Widerspruch ist ihnen sogar bewusst, aber wie jeder Rassist sind sie auch egoistisch. Als der nationalistische, rassistische Mob in Rotterdam gegen die Ausweisung der türkischen Ministerin demonstrierte, wurde folgender Dialog zwischen zwei Demonstranten gefilmt und auf youtube veröffentlicht: einer schrie in Richtung Polizei : „Komm her, komm her, schlag mich auch!“, der andere daraufhin: „Sei ruhig Bruder, sie sperren uns sonst in den Knast“ und der erste: „wie Knast? … sind wir hier in der Türkei oder was?“
Sie sind die “JA“-Sager zur “ein Mann Diktatur“ in der Türkei, sie schöpfen die demokratischen Rechte hier aus, aber gönnen eben diese Rechte ihren Landsleuten in der Türkei nicht. Auch in Deutschland kaufen z.B. die Sunniten nicht bei Linken oder bei Alewiten ein, oder Türken bei Kurden.
Seitdem die türkischen Medien in der BRD empfangen werden können, ist die “Gehirnwäsche“ im vollen Gang. Die Eltern merken nicht, was sie ihren Kindern damit antun. Sei es ein Fußballspiel, sei es der Konflikt mit den Kurden oder irgendein Attentat, die Maschinerie überrollt alles.
Jeder kennt die rassistischen Sprüche oder Haltungen in der BRD, die brauchen wir hier nicht zu erwähnen. Aber was ist mit rassistischen Äußerungen der Migranten, kennt man sie auch?
Um Missverständnisse zu vermeiden, möchten wir hier klar stellen, dass nicht jeder, der eine türkische Fahne schwenkt, ein Nationalist oder Rassist ist.
Viele haben möglicherweise die gesprühten Parolen wie „Nazis raus – bozkurt“ an den Wänden gesehen. Was für ein Widerspruch! Bozkurt steht für „graue Wölfe“ und das sind türkische Nationalisten. Ob die Jugendlichen, die das gesprüht haben, wohl wissen in wessen Namen sie „unterzeichnet“ haben? Man muss sie damit konfrontieren (Nationalisten fordern also „Nazis raus“ aus ihrem Stadtteil), ihnen klar machen, dass Nationalismus, Nazis, Rassismus, Bozkurt der gleichen Ideologie entstammen. Alles der gleiche Dreck!
Die Zusammenarbeit der deutschen und türkischen Rassisten hat eine lange Tradition, ob den Jugendlichen das bekannt ist?
Wir sollten mit den Heranwachsenden immer wieder über das Thema Rassismus reden. Es geht nicht darum Ratschläge zu geben, sondern zu erklären, wie und warum Rassismus entsteht bzw. bewusst gesteuert wird und für wen das nützlich ist.
Randnotiz;
Wolfsrudel-Taktik war eine Taktik deutscher U-Boote im Zweiten Weltkrieg. Der „Graue Wolf“ war das Kommando-Boot, das bei Angriffen führte.
Verfasst für Freiesicht.org