Angesichts der sich rasant zuspitzenden Verhältnisse und dem Erstarken rechter Bewegungen und Parteien wird der radikalen Linken die eigene gesellschaftliche Wirkungslosigkeit einmal mehr schmerzhaft vor Augen geführt. Dies hat in den letzten Jahren eine neue Phase der Selbstkritik und Reflexion der eigenen politischen Ansätze eingeleitet und bundesweit (und darüber hinaus) die Diskussion über Strategien und Praxen linksradikaler/revolutionärer Politik intensiviert. Im Zentrum steht die Kritik an der weit verbreiteten Ablehnung und expliziten Abgrenzung vieler radikaler Linker gegenüber der Gesellschaft und der daraus folgenden Orientierung an Szenepolitik und Subkultur. Auf der anderen Seite richtet sich die Kritik auch gegen die weit verbreiteten politischen Ansätze der radikalen Linken, wie Kampagnenarbeit, Bündnispolitik oder Eventmobilisierungen, die auf eine Veränderung der Machtverhältnisse und Diskurse von oben setzen und sich v.a. an ein zivilgesellschaftliches, bürgerliches Spektrum richten. Dem werden in den Diskussionen Konzepte wie revolutionäre Basisarbeit, gesellschaftliche Selbstorganisierung und Gegenmacht von unten entgegen gehalten. Aber nicht nur die „deutsche“ radikale Linke, auch viele „Exil“- und „migrantische“ Linke befinden sich mit ihren bisherigen Ansätzen in einer Sackgasse. Obwohl wir oft seit vielen Jahren hier leben (und weiterhin leben werden), sind unsere Köpfe und politischen Herzen in unseren Ländern geblieben. Dadurch haben wir es verpasst, eine revolutionäre Perspektive für die hiesige Gesellschaft mit zu entwickeln und so auch eine Perspektive für die Jugend der zweiten und dritten Generation zu schaffen.
Als kollektiv! haben wir vor anderthalb Jahren ein Thesenpapier zur Neuausrichtung linksradikaler Politik veröffentlicht mit unseren Überlegungen zu Organisierung und
revolutionärer Praxis in der BRD. Die Rückmeldungen waren überwältigend und haben uns gezeigt, dass wir mit unseren Kritiken, Fragen und unserer Suche nicht alleine sind. Seit der Veröffentlichung haben wir mit vielen Gruppen diskutiert und gleichzeitig begonnen, in einem größeren Zusammenhang eine lokale Praxis in Bremen zu entwickeln, die wir revolutionäre Stadtteilpraxis nennen.
Auf der Veranstaltung möchten wir unsere Thesen und ersten praktischen Schritten vorstellen und mit euch gemeinsam über Strategien und gesellschaftliche Perspektiven linksradikaler Politik diskutieren.
kollektiv
- 11 Thesen zur Neuausrichtung linksradikaler Politik. Kritik & Perspektiven um
Organisierung und revolutionäre Praxis
- Interview mit kollektiv!
https://kritisch-lesen.de/interview/es-gibt-keine-abkurzung-der-revolution
Freitag, 15.12.2017 um 19 Uhr im Paradox
Bernhardstr. 12 / 28203 Bremen