In den vergangenen 10 Jahren hat es einen enormen Wandel am Arbeitsmarkt gegeben. Mit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze begann der Trend weg vom gut bezahlten Vollzeitarbeitsverhältnis hin zu prekärer Beschäftigung.
Die Methoden zur Aufstellung der Arbeitslosenstatistiken sind in der Vergangenheit zig Mal verändert worden. Immer zu Gunsten der Bundesagentur und der jeweiligen Bundesregierung.
Um den immens hohen Sockel von Langzeitarbeitslosen zu kaschieren und die Menschen unerwähnt zu lassen, denen der erste Arbeitsmarkt versperrt bleibt und die seit Jahren in Hartz-IV festsitzen, fallen fast eine Million Erwerbslose aus der Statistik heraus. Dagegen werden Veränderungen im Null-Komma-X-Bereich als Erfolg und positive Entwicklung verkauft.
Die Grundausgangslage der Arbeitslosenstatistik stimmt seit einigen Jahrzehnten nicht mehr.
In den vergangenen 10 Jahren hat es einen enormen Wandel am Arbeitsmarkt gegeben. Mit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze begann der Trend weg vom gut bezahlten Vollzeitarbeitsverhältnis hin zu prekärer Beschäftigung. Doch die Bundesregierung feiert sich selber, wie gut es am Arbeitsmarkt läuft. Sie spricht von 43 Millionen Erwerbstätige, so viele Menschen in Arbeit wie nie zuvor.
Wenn man sich aber die Zahlen näher anschaut, wird ganz schnell deutlich, dass bei uns der größte Niedriglohnsektor in Europa aufgebaut wurde und dass sich parallel dazu die Armut massenhaft ausgebreitet hat.
Im Oktober 2016 gab es in Deutschland gemäß der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,54 Millionen arbeitslose Menschen. Doch mit rund 6,9 Millionen lebten mehr als zweieinhalbmal so viele Menschen bei uns von Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen, denn nur ein Teil derer, die staatliche Unterstützung benötigen, gilt auch als arbeitslos im Sinne der Statistik.
Rund 770.000 Menschen bezogen Arbeitslosengeld und über 6,2 Millionen Menschen lebten in einem Hartz-IV-Haushalt, einer so genannten Bedarfsgemeinschaft, darunter rund 1,97 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. 77.000 von ihnen waren Doppelbezieher von Arbeitslosengeld und Hartz-IV-Leistungen.
Leistungsbezug ist nicht gleich Arbeitslosigkeit
In die monatlich verkündete Arbeitslosenzahl geht ein großer Teil der Leistungsempfänger nicht ein, denn sie gelten rein statistisch nicht als arbeitslos. Das ist der Fall, wenn sie zwar Arbeit suchen, zum letzten Erfassungstermin aber an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnahmen, über 58 Jahre alt waren und innerhalb eines Jahres kein Jobangebot erhalten haben oder krankgeschrieben waren. Die Bundesagentur für Arbeit führt sie dann nicht mehr als Arbeitslose, sondern als so genannte Unterbeschäftigte.
Im Oktober 2016 summierten sich die „Arbeitslosen“ aus der Unterbeschäftigungsstatistik (hier im engeren Sinne, also ohne Personen, die aus Arbeitslosigkeit heraus eine Selbstständigkeit aufbauten und dabei finanzielle Unterstützung erhielten, Menschen in Altersteilzeit und Kurzarbeiter) und die „offiziell“ Arbeitslosen aus der Arbeitslosenstatistik auf 3,48 Millionen Menschen.
Trotz Leistungsbezug ebenfalls nicht zu den Arbeitslosen zählen Personen, die keine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und der Arbeitsvermittlung nicht zur Verfügung stehen, weil sie zum Beispiel Kinder erziehen, Angehörige pflegen, im Vorruhestand sind oder eine Ausbildung machen. Zu dieser Gruppe zählen auch die Aufstocker, die zwar Arbeit haben, aber zusätzlich Hartz-IV-Leistungen erhalten.
Im Hartz-IV-System gilt über die Hälfte der Leistungsempfänger im erwerbsfähigen Alter als nicht arbeitslos.
In der offiziellen Arbeitslosenstatistik fehlen 971.000 Menschen
Im Dezember 2016 meldet die Bundesagentur für Arbeit rund 2,57 Millionen arbeitslose Menschen, das sind 36.000 Personen mehr als im Vormonat.
Das gesamte Ausmaß der Menschen ohne Arbeit bildet die offizielle Zahl jedoch nicht ab. Denn 971.000 De-facto-Arbeitslose sind nicht in der Arbeitslosen-, sondern in der separaten Unterbeschäftigungsstatistik enthalten, darunter
– rund 728.000 Menschen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnahmen,
– 82.600 am Tag der Erfassung Krankgeschriebene
und
160.500 über 58-Jährige, die innerhalb der letzten 12 Monate kein Jobangebot erhielten.
Die Aufstellung der Menschen ohne Arbeit (Unterbeschäftigte im engeren Sinne) berücksichtigt nicht die Personen, die aus Arbeitslosigkeit heraus eine Selbstständigkeit aufbauten und dabei finanzielle Unterstützung erhielten (25.600) und Kurzarbeiter (19.400).
Insgesamt ergibt sich so eine tatsächliche Arbeitslosenzahl von rund 3,54 Millionen Menschen. Gegenüber dem Vormonat hat die Zahl der „inoffiziell Arbeitslosen“ um etwa 11.000 Personen zugenommen.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt, Sell
Quelle: von http://gewerkschaftsforum-do.de