Caracol Morelia, Chiapas. Mehr als 7.000 Frauen haben zwischen dem 8. und 10. März im Caracol Morelia am ersten internationalen Treffen der „Frauen, die kämpfen“ in den Bergen von Chiapas teilgenommen. Unter ihnen befanden sich geschätzt 2.000 Zapatistinnen, die das dreitägige Festival organisiert hatten, und 5.000 Besucherinnen aus der ganzen Welt, vor allem aus Mexiko und Argentinien. Damit beteiligten sich mehr Frauen, als bei 650 Anmeldungen erwartet werden konnte. Neben rund 180 Workshops und Debatten gab es bei dem Treffen auch Theateraufführungen, Konzerte und Sportturniere.
Eines der Hauptanliegen der Zusammenkunft war die gemeinsame Unterstützung der Präsidentschaftskandidatur von Maria de Jesús Patricio, genannt Marichuy, wie die Capitana Erika von der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (Ejército Zapatista de Liberación Nacional, EZLN) zu Beginn der Veranstaltung deutlich machte. Marichuy hatte als erste Indigene ihre Kandidatur in Mexiko erklärt und im Zuge einer Tour durch das ganze Land für eine Alternative jenseits von Korruption und den immer gleichen politischen Machtzirkeln geworben. Allerdings erreichte sie nicht die vom nationalen Wahlinstitut für unabhängige Kandidaten geforderten 800.000 Unterstützerstimmen, um auf dem Wahlzettel zu erscheinen. Marichuy war neben den Beirätinnen des Nationalen Rats der Indigenen Ehrengast auf der Veranstaltung. Sie ergriff allerdings nicht das Wort, sondern nahm nur an Workshops teil.
Von großer Bedeutung war den Veranstalterinnen insbesondere das Erinnern an Unterschiede und Gemeinsamkeiten unter den Teilnehmerinnen. Im Gegensatz zu den weißen Feministinnen aus den städtischen Räumen habe sie dreifache Unterdrückung erlebt, wie Erika exemplarisch ausführte: als Arme, als Frau und als Ureinwohnerin. Die Indigenen in Chiapas seien immer noch vielfacher Diskriminierung ausgesetzt. Aber sie fügte auch hinzu: „Dieses verdammte kapitalistische System hat uns alle gleich gemacht mit seiner Gewalt und seinem Tod.“ Deshalb hätten sie eingeladen, damit alle Frauen, die kämpften, neue Kraft tanken könnten.
In Mexiko wird am 1. Juli eine neue Regierung gewählt. Präsident Enrique Peña Nieto von der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) hinterlässt ein Land, das so gewalttätig ist wie noch nie in der Geschichte. Sieben Frauen werden pro Tag getötet. Die meisten Täter kommen dabei straflos davon.
Die Gewalt und die Fälle von Verschwundenen waren immer wieder Thema der Diskussionsrunden. Hilda Hernández, eine der Mütter der 2014 verschwundenen Studenten von Ayotzinapa, berichtete über den Stand der Ermittlungen. Obwohl die Leichen ihrer Söhne noch nicht gefunden seien, wolle die Staatsanwaltschaft die Akte in diesem Jahr schließen. Die Eltern seien jedoch fest entschlossen, weiter für Gerechtigkeit zu kämpfen.
An jeder der Diskussionsrunden nahmen mindestens zehn Zapatistinnen teil, die oft auch mitschrieben, um die Inhalte zurück in ihre Gemeinden zu tragen. Denn viele Frauen waren als Unterstützung in den Dörfern zurückgeblieben, um auf Felder, Häuser und Kinder aufzupassen. Einige zapatistische Männer waren abgeordnet worden, um den Parkplatz zu betreuen, für die Frauen zu kochen und die Logistik außerhalb des Camps zu managen. EZLN-Mitglieder hielten Wache auf den umliegenden Hügeln, denn der Eintritt zum Gelände war den Männern verboten. Auch die Zapatistinnen wünschten sich einen Raum, um Diskussion und Kultur unter Frauen genießen zu können.
Auf der Abschlussveranstaltung wurde unter dem Jubel der Teilnehmerinnen angekündigt, dass dies nicht das letzte Frauenfestival auf zapatistischem Territorium gewesen sei. Außerdem entzündeten die Anwesenden Kerzen zum Zeichen, dass sie ihren Kampf nicht aufgeben: „Nimm dieses Licht und trage es zu den Gedemütigten, zu den Ermordeten, zu den Gefangenen, zu den Vergewaltigten, zu den Migrantinnen. Sag ihnen, dass sie nicht alleine sind, und dass du für sie kämpfen wirst. Weiche nicht zurück, lass dich nicht kaufen, gib nicht auf!“
Quelle: https://amerika21.de/2018/03/197213/treffen-zapatistinnen-mexiko