„Am gestrigen Sonntag haben Lehrerinnen und Lehrer In den Städten Teheran, Maschhad, Tabris, Isfahan, Schiras, Kermanschah, Ilam, Yassudsch, Sanandadsch, Samirom, Hamedan, Amol, Sarin-Schahr, Gon-Abad, Eslam-Abad, Torbate Heydariye, Mariwan, Sarw-Abad, Chorram-Abad und Garme einen Sitzstreik eröffnet. Der Streik richtet sich gegen die mit der hohen Inflation verbundene Abnahme der Kaufkraft eines Lehrergehalts, gegen die Abnahme der Qualität des Unterrichts und gegen die Verhaftung von Lehrkräften, die sich gewerkschaftlich für die Rechte der Lehrenden eingesetzt haben. Andere Aktivisten wurden zur Strafe in weit abgelegene Gebiete versetzt. Die Streikenden fordern in zweisprachigen Gebieten Unterricht in der Zweitsprache, gemäß Artikel 15 der iranischen Verfassung. Am zweiten Tag des Lehrerstreiks wird von der Ausbreitung auf eine Reihe weiterer Städte im ganzen Land berichtet, auch Ahwas gehört dazu. Aus verschiedenen Städten wird berichtet, dass sich auch Schüler dem Streik angeschlossen haben, um die Forderungen der Lehrer zu unterstützen. Die Lehrer protestieren, dass sie im Vergleich zu anderen staatlichen Angestellten deutlich schlechter besoldet werden und fordern, dass das gesetzliche Recht auf kostenlosen Unterricht auch in der Praxis eingehalten wird. Der Streik ist auf zwei Tage begrenzt. Wenn die Forderungen der Streikenden nicht erfüllt werden, wollen die Lehrer im nächsten Monat (Aban, nach dem persischen Kalender) erneut in den Streik treten…“ – aus dem Bericht „Lehrerstreik im Iran“ am 15. Oktober 2018 im Blog von Ali Schirasi , worin auch noch informiert wird, dass die Koordination der Streikenden beschlossen hat, im Fall der Nichterfüllung der Forderungen im November erneut in den Streik zu treten. Siehe dazu auch den Solidaritätsaufruf des Internationalen Lehrerverbandes gegen neue Festnahmen nach dem Streik und zwei Beiträge zu seiner möglichen Bedeutung:
- „Iran: Solidarity with trade union leaders arrested after teachers’ strike“ am 19. Oktober 2018 bei Education International ist der Solidaritätsaufruf der Internationalen Föderation der Bildungsgewerkschaften, nachdem abermals Festnahmen von gewerkschaftlich aktiven Lehrern stattfanden. Mohammad Sadegh Shekari, Mohammad Reza Ramezanzadeh und Abdolreza Ghanbari, alle drei Aktivisten des Koordinierungsrates CCITTA wurden nach dem Streik festgenommen, ihre Freilassung wird gefordert (wie auch die mehrerer zuvor inhaftierter und verurteilter Gewerkschafter). Die Gründe für den landesweiten Streik – die rapide Verschlechterung der sozialen Lage der Lehrenden – werden ebenfalls kurz skizziert.
- „Iran: Studenten unterstützen Lehrerstreik“ am 15. Oktober 2018 beim Ali Schirasi Blog ist ein kurzer Fotobericht über Solidaritätsaktionen von Studierenden mit dem LehrerInnen-Streik, was als Hinweis darauf bewertet werden kann, dass dieser Streik viel gesellschaftliche Unterstützung fand.
- „Iran: national teachers’ strike could herald new era of dissent“ von Omid Shams am 19. Oktober 2018 bei The Conversation ist ein Beitrag über den aktuellen Streik der Lehrenden, der darin als größter Streik im Erziehungswesen seit dem Jahr 2000 bewertet wird und dies trotz aller Repression, die sich gerade in den beiden letzten Jahren gegen Gewerkschafter aus dem Bildungswesen gerichtet hat. Insbesondere in der geflechtartigen Organisationsform des Streiks wird dabei das Potenzial für die künftige Entwicklung spontaner Proteste gesehen.
Quelle: http://www.labournet.de/interventionen/solidaritaet/zwei-tage-streik-der-lehrerinnen-und-lehrer-im-iran-ein-wichtiges-signal-trotz-festnahmen/