„Özgür Karabulut ist der Vorsitzende der linken Gewerkschaft Dev Yapı-İş, die Teil der Gewerkschaftskonföderation DİSK ist. Am 4. Oktober wurde Karabulut vor dem Gewerkschaftsgebäude in Istanbul festgenommen, am Tag darauf beschloss ein Gericht für ihn Untersuchungshaft. Deren Dauer ist in der Türkei unbefristet. Karabulut wird eine Rede zum Vorwurf gemacht, die er an die streikenden Arbeiter auf der Baustelle des dritten Flughafens in Istanbul richtete. Darin sagte er: »Bauarbeiter kommen hier entweder in die Nachrichten, wenn sie sterben, oder wenn sie Widerstand leisten. Heute habt ihr euch für den Widerstand entschieden und ihr werdet ihn fortführen!« Auf der Baustelle sind rund 40 000 Arbeiter beschäftigt, von denen ein Viertel am 14. September spontan in den Streik trat. Aus ihren Forderungen wird deutlich, unter welchen Bedingungen sie dort arbeiten. Monatelang nicht ausgezahlte Gehälter, Unterkünfte in gesundheitsschädlichem Zustand und erniedrigender Umgang der Vorgesetzten sind nur einige Beispiele. Bereits im Frühjahr dieses Jahres deckte die Zeitung »Cumhuriyet« auf, dass die Anzahl der tödlichen Arbeitsunfälle – von den türkischen Gewerkschaftern als »Arbeitsmord« bezeichnet – vom Arbeitsministerium geschönt wurde. Über 400 Menschen sollen dort umgekommen sein. In seiner Rede ermahnte Karabulut außerdem: »Wenn ihr euch fragt, warum der Streik so wenig mediale Aufmerksamkeit hat, dann liegt es daran, dass wir unorganisiert sind. Doch wenn wir uns vereinigen, dann kann uns keiner aufhalten.« Die Zahl gewerkschaftlich organisierter Arbeiter am Flughafen beläuft sich momentan nur auf ein paar Dutzend…“ – aus dem Beitrag „Türkei wirft Gewerkschafter Terrorismus vor“ von Svenja Huck am 07. Oktober 2018 in neues deutschland , worin auch berichtet wird, dass – selbstverständlich – Herr Erdogan Gewerkschafter zu Terroristen erklärt, aber auch über weitere Solidaritätsbekundungen. Siehe dazu eine weitere Solidaritätserklärung und einen Filmbericht der BBC, der gegen Erdogans Hetzkampagne die Verhältnisse am Flughafen zeigt:
- „Türkei: Gewerkschafter/in zu sein ist kein Verbrechen!“ am 07. Oktober 2018 bei der DIDF ist eine Erklärung des Vorstands der Organisation zu dieser Festnahme, in der es heißt: „Der Vorsitzende der Baugewerkschaft Dev Yapi-IS, Özgür Karabulut, wurde am Donnerstag, den 04.10.18 vor dem Gebäude des Türkischen Gewerkschaftsverbandes DISK in Istanbul von der Polizei in Gewahrsam genommen. Ihm wird vorgeworfen, die streikenden Bauarbeiter der Baustelle des „3. Flughafens“ in Istanbul unterstützt zu haben. Der Gewerkschaftsvorsitzende ist inzwischen inhaftiert. Seit dem Beginn der Streiks Mitte September befinden sich zur Zeit mindestens 35 Bauarbeiter und Gewerkschaftsaktivisten in Haft. Die Bauarbeiter waren nach einem Arbeitsunfall spontan gegen die unmenschlichen Zustände auf der Flughafen Baustelle in den Streik gezogen. Unter den größten Investoren findet sich zudem die Deutsche Post AG, die bis 2019 ein großes DHL-Express-Sortierzentrum am neuen Flughafen in Istanbul bauen lässt. Zu den Verhaftungen erklärt Zeynep Eksi, Vorsitzende der Föderation demokratischer Arbeitervereine, DIDF: Wir verurteilen die Inhaftierung der 35 Gewerkschafter und fordern die sofortige Freillasung von Özgür Karabulut, dem Vorsitzenden der Dev-Yapi-Is und den anderen Gewerkschaftern und Arbeitern…“
- „’The airport resembles an open-air prison’“ am 05. Oktober 2018 bei der BBC ist ein Videobericht über die Zustände an der Großbaustelle, den Streik und die Repression – aus dem deutlich wird, dass die einzigen aktiven Terroristen dort Erdogans Kumpane und Geschäftspartner sind und nicht die Menschen, die sich gegen diesen Terror wehren
- Zur Repression gegen die Bauarbeiter am Flughafen Istanbul zuletzt: „Sieben neue Festnahmen wegen Streik am Flughafen Istanbul: Sechs Streikende und der Gewerkschaftsvorsitzende – Solidarität gegen Erdogans Willkürjustiz“ am 05. Oktober 2018 im LabourNet Germany
Quelle: http://www.labournet.de/interventionen/solidaritaet/gewerkschafter-in-erdogans-kapitalistenparadies-steht-darauf-gefaengnis-repression-gegen-die-bauarbeiter-am-flughafen-istanbul-erregt-weitere-solidaritaet/