Diego Fusaro ist einer der am meisten kontroversen Intellektuellen in Italien, da er eine ideologische Position vertritt, die konservative und linke Positionen kombiniert.
Er ist ein Marxist, und er bezieht sich auf Gramsci, Pasolini und Costanzo Preve. Gleichzeitig ist er Anti-Globalist und für Souveränität, und damit vertritt er Positionen, denen auch viele Salvini-Anhänger zustimmen würden. Einige seiner Bücher wurden in Spanien veröffentlicht, sowohl von Herausgebern aus dem linken Spektrum, etwa „Antonio Gramsci, the passion of being in the world“ (Ed. Siglio XXI) oder „Still Marx“ (Ed. El Viejo Topo), oder aus dem rechten Spektrum, wie das kürzlich veröffentlichte „The counterattack“ (Ed. Fides). Fusaro hat heterodoxe Gedanken, die Kritik von beiden Seiten anzieht, und er wurde oft sowohl als Roter als auch als Faschist gebrandmarkt. Das gilt auch für jene, die ihn interviewt haben und sie werden beschuldigt, dass sie die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Wir tragen hier gerne dieses Risiko, denn die Ideen dieses modernen Philosophen der italienischen Politik verdienen es, bekannt zu werden.
Frage: Sie haben gerade „La Notte del Mondo“ (Die Nacht der Welt) veröffentlicht. Erläutern Sie bitte, warum wir uns in einer finsteren Nacht befinden und wo sich hier die Wege von Marx und Heidegger kreuzen.
Antwort: Mein Buch „La Notte del Mondo. Marx, Heidegger e il tecnocapitalismo“ (UTET, 2019) ist ein Versuch, über die Kategorien von Marx und Heidegger nachzudenken, was Heidegger selbst – mit den Versen von Hölderlin – als „Die Nacht der Welt“ definierte. Die Nacht der Welt ist eine Zeit, in der die Finsternis so gegenwärtig ist, dass wir die Finsternis gar nicht mehr als solche erkennen und wir uns daher dieser Finsternis nicht bewusst sind.
Heidegger nennt es „die Nacht, in der die Götter fliehen“, in der wir uns nicht einmal bewusst sind, in welcher Armut und welchem Elend wir uns befinden. Das ist eine extreme Notlage. Marx sagte dazu in „Grundrisse (der Kritik der politischen Ökonomie)“: „Die moderne Welt lässt einen unbefriedigt zurück und wenn etwas befriedigt, dann ist es trivial.“ Das ist eine andere Art zu sagen, dass wir fürwahr in der Nacht der Welt sind, in der wir die enormen Probleme, in denen wir uns befinden, gar nicht sehen. In diesem Buch verwende ich die Kategorien zweier sehr unterschiedlicher Autoren wie Marx und Heidegger, um zu enthüllen, was die Widersprüche unserer Gegenwart sind, in der jeder nur noch rechnet und nicht mehr denkt. In der das Ökonomische und Technische, die technischen und wissenschaftlichen Gründe als die einzig gültigen Gründe auferlegt wurden und darauf abzielen, alle anderen zu ersetzen.
„Der Knecht muss für national-populäre Souveränität kämpfen, auf der Grundlage der Demokratie der sozialen Rechte.“
Frage: Sie pochen darauf, dass die politische Achse nicht links/rechts sein sollte, sondern oben/unten. Und dass wir ideologisch konservativ sein sollten, was die Werte anbelangt (die Wurzeln, Loyalität, Familie, Ethnie, Heimat), aber auch links (Emanzipation, demokratischer Sozialismus, die Würde der Arbeit). Ist es das, was ein Marxist heute ist?
Antwort: Ja, ich denke, dass sich die gegenwärtige politische Landschaft grundlegend geändert hat. Heute gibt es eine Art liberalen Totalitarismus, der es uns erlaubt, rechte Liberale zu sein, linke Liberale, Liberale der Mitte, solange wir nur Liberale bleiben. Und damit wird links und rechts zu zwei unterschiedlichen Arten, liberal zu sein, oder genauer, im politischen und wirtschaftlichen Liberalismus, in den liberalen Gewohnheiten und, natürlich, auf geopolitischem Gebiet im Atlantizismus . Ich denke, dass wir heute über eine neue Kategorisierung der politischen Realität nachdenken müssen, entlang der Spaltung Oben/Unten oder der Kategorie Elite/Volk, was manchmal als Synonym verwendet wird. Das bedeutet, dass, wenn die Elite, der globalistische Gott, für eine unbegrenzte Öffnung der Bewegungsfreiheit ist, der Knecht auf der anderen Seite für national-populäre Souveränität kämpfen muss, auf der Grundlage der Demokratie der sozialen Rechte. Es ist heutzutage notwendig, die Verbindung zwischen dem Nationalstaat und der sozialistischen Revolution wiederherzustellen. Das ist der grundsätzliche Sinn.
(Anm.d.Ü.: Oh, wie höre ich die Getriggerten aufheulen!)
„Die EU ist die Entpolitisierung der Ökonomie und die Einsetzung der Interessen des kosmopolitischen Kapitals gegen nationale Gemeinschaften.“
Frage: Wie wird die Zukunft der EU aussehen? Wird sie zerbrechen? Welche Optionen würden sich eröffnen? Glauben Sie, dass es möglich ist, dass eine Allianz der nördlichen Staaten entsteht, etwa aus Deutschland, den Niederlanden, Schweden und anderen, und auf der anderen Seite eine der südlichen Länder? Wie wird sich die internationale Ordnung zusammensetzen, wenn die EU schwächer wird oder zerfällt?
Antwort: Wir müssen eine sehr deutliche Definition der Europäischen Union geben. Die Europäische Union ist die Union der herrschenden Klassen Europas, gegen die Arbeiterklassen und die Völker Europas. Es ist der Sieg des Kapitalismus nach 1989, der mit der Auflösung der letzten Bastionen des Widerstands verwirklicht wird: Den souveränen Nationalstaaten mit dem Primat über das Politische und die Demokratie, gegen den totalen Automatismus des Technokapitalismus. Das ist die Europäische Union. Ein Prozess der Globalisierung, der Entpolitisierung der Wirtschaft und die Auferlegung der Interessen des kosmopolitischen Kapitals gegen die Interessen nationaler Gemeinschaften. Daher kann der Kampf gegen den Kapitalismus auf unserem Kontinent kein andere sein als der Kampf gegen die Europäische Union. Das tragische ist, dass die Linke diesen Kampf aufgegeben hat, indem sie vom proletarischen Internationalismus zum liberalen Weltbürgertum übergegangen ist, und damit zulässt, dass der Kampf gegen die Europäische Union von Kräften geführt wird, die – sehr oft – keine menschliche Emanzipation oder eine Solidarität der Arbeiter wollen. Die nur dadurch reagieren wollen, indem sie in eine Vergangenheit blicken, die nicht mehr existiert.
Frage: Wie sollten die Länder Europas gegen die USA und China agieren?
Antwort: Ich denke, dass Europa nur gerettet werden kann, wenn es einerseits seine kulturelle Identität und seine strukturelle Pluralität wiederherstellt und sich andererseits von der Diktatur namens Europäische Union befreit, sie ist die Diktatur des Kapitals, der Märkte gegen die Arbeiter und Menschen, und wenn es sich vom tödlichen Joch des Washingtoner Atlantizimus befreit. Wir müssen auf eine Eurasische Achse hinarbeiten, die von Putins Russland bis nach China reicht, in anti-atlantischer Funktion. Wir müssen uns davon befreien und unsere Sichtweise ändern.
„Wir müssen dem Weltbürgertum entfliehen, dass Nationen zerstört. Und dem Nationalismus entfliehen, der ein egoistischer Gedanke ist, der sich nur auf eine einzelne Nation bezieht.“
Frage: Sie bestehen darauf, dass es einen Kampf gegen die Globalisierung gibt, dass wir aber auch den Nationalismus nicht unterstützen sollten. Welche Optionen gibt es?
Antwort: Ich denke, dass wir heute über Globalisierung und Nationalismus hinaus denken müssen. Letztlich ist Globalisierung nichts anderes als amerikanischer Nationalismus, der weltweit geworden ist und damit zu einer Form von Nationalismus, der seine maximale Entwicklung erreicht hat. Entgegen dieser beiden Gegensätze denke ich, dass es nötig ist, zwischen souveränen Staaten ein solidarisches Modell eines Internationalismus durchzusetzen, basierend auf Demokratie, Sozialismus und mit Rechten für die schwächeren Klassen und folglich eine Art von internationaler, demokratischer und sozialistischer Souveränität, weit entfernt von jenem Weltbürgertum, das Nationen zerstört. Und weit entfernt vom Nationalismus, der ein egoistischer Gedanke ist, der sich nur auf eine einzelne Nation bezieht.
Frage: Der Staat ist die Vorherrschaft des Politischen über die Ökonomie. Ist das der Grund, warum die globale Welt die Staaten beseitigen will?
Antwort: Die souveränen Nationalstaaten waren in der Neuzeit nicht nur ein Hort für Imperialismus, Nationalismus und Kriege, wie der Gang der vorherrschenden Debatte immer wieder zeigt. Man will die Staaten zerstören, um den Primat des globalistischen Kapitals durchzusetzen, in welchem die Staaten nur noch die Saalordner des Kapitals sind. In Wirklichkeit waren souveräne Nationalstaaten auch Orte der Demokratie und der Errungenschaften der arbeitenden Klassen. Und das ist der Grund, warum das Kapital sie heute zerstören will, sicherlich nicht um Krieg oder Imperialismus zu vermeiden, die im post-nationalen Rahmen mehr denn je gedeihen. Heute kann der Staat der einzige Anschub einer oppositionellen Revolution gegen die kapitalistische Welt sein, denn die Ereignisse in den bolivarischen Ländern wie Bolivien, Venezuela oder Ecuador zeigen, die trotz ihrer strukturellen Grenzen einige Formen des Souveränitäts-, sozialistischen, patriotischen, antiglobalistischen und Identitätspopulismus entstehen lassen.
„Viele Narren, die sich selbst als „links“ bezeichnen, kämpfen gegen einen Faschismus, der gar nicht mehr existiert, nur um den Totalitarismus des Marktes zu akzeptieren.“
Frage: Aufgrund solcher Gedanken hat man Sie als Faschisten bezeichnet. Deren linke politische Positionen erschrecken mehr als von der Rechten. Warum? Welche Rolle spielen bei dieser Dämonisierung die Medien und die Gelehrten?
Antwort:
Natürlich wird heute die Kategorie des „Faschismus“ völlig
enthistorisiert und dekontextualisiert
verwendet, um den Gesprächspartner einfach zu verteufeln. Wer heute
die Notwendigkeit bekräftigt, die Wirtschaft politisch zu kontrollieren
und damit die Souveränität gegen die kosmopolitische
Öffnung wieder einzuführen, wird verunglimpft und sofort als
„faschistisch“, „rot“ und „stalinistisch“ bezeichnet. Die Kategorie des
Faschismus ist also völlig enthistorisiert, sie dient nur
dazu, das wahre Gesicht dessen zu verbergen, was Pasolini bereits
als den wahren Faschismus von heute identifiziert hatte: den der
Marktgesellschaft, den Totalitarismus der Märkte und der
spekulativen Börsen. Das ist das wahre Gesicht der Macht heute, und
viele Narren, die sich als „links“ bezeichnen, kämpfen gegen einen
Faschismus, der nicht mehr existiert, nur um den
Totalitarismus des Marktes voll zu akzeptieren.
Sie sind es, die in Frankreich gegen Le Pen kämpfen, nur um Macron
bereitwillig zu akzeptieren. Sie kämpfen gegen einen Faschismus, der
nicht mehr existiert, nur um den neuen und unsichtbaren
Klub der Marktökonomen zu akzeptieren. Und natürlich spielen die
intellektuelle Klasse, der Medienzirkus und der intellektuelle Klerus
eine grundlegende Rolle in diesem Prozess. Aufgabe der
intellektuellen, akademischen und journalistischen Klasse ist es,
sicherzustellen, dass die Beherrschten die Herrschaft der herrschenden
Klasse akzeptieren, anstatt zu rebellieren. Also, wie in
Platons Höhle, liebe deine eigenen Ketten und kämpfe gegen jeden
Befreier.
Frage: Er bestand darauf, dass sie uns mit einer
Hand Bürgerrechte geben und mit der anderen soziale Rechte wegnehmen.
Worin bestehen die so genannten
Diversity-Richtlinien?
Antwort: Die so genannten „Bürgerrechte“ sind heute
in Wirklichkeit nichts weiter als die Rechte der „Bourgeoisie“, die
Marx in „Zur Judenfrage“ beschrieben hatte. Mit anderen
Worten, es sind die Rechte des Verbrauchers, wie wir heute sagen
würden, die Rechte des Einzelnen, der alle individuellen Rechte will,
die er speziell kaufen kann. … Nun, heute erleben wir einen
Prozess, bei dem das Kapital unsere sozialen Rechte wegnimmt, die
mit der Arbeit verbunden sind, mit dem Gemeinschaftsleben in der Polis;
es hebt diese Rechte auf und erhöht andererseits die
Verbraucherrechte, die immer mit dem individuell ausgeübten Konsum
verbunden sind, ohne jemals die Produktionsbedingungen in Frage zu
stellen.
Darüber hinaus schaffen sie eine Art generalisierter Mikrokonflikte,
die als Waffe der Massenablenkung und, man könnte auch sagen, als Waffe
der permanenten Massenspaltung fungieren. Auf der
einen Seite lenkt man vom kapitalistischen Widerspruch ab, der nicht
einmal erwähnt wird, und auf der anderen Seite teilt man die Massen
sozusagen in Homosexuelle und Heterosexuelle, Muslime und
Christen, Veganer und Fleischesser, Faschisten und Antifaschisten
und so weiter. Und während dies natürlich geschieht, erlaubt das Kapital
den Menschen, für schwulen Stolz, für Tiere und für
alles Mögliche auf die Straße zu gehen, aber wagt es ja nicht, auf
die Straße zu gehen, um gegen die Sklaverei der Lohnarbeit, gegen
Unsicherheit oder gegen die kapitalistische Wirtschaft zu
kämpfen! Wenn doch, dann gibt es Repressionen, wie sie in Frankreich
gegen die Gelbwesten stattgefunden haben.
„Der Kapitalismus hat den
ethischen Wurzeln im Hegelschen Sinne, den gemeinschaftlichen Formen der
Solidarität, den Kampf angesagt.“
Frage:
Sie weisen darauf hin, dass die stabilen Bindungen, die in der Ehe
repräsentiert werden, heute zu
etwas Revolutionären geworden sind. Warum? Wie haben sich die Dinge
so verändert, dass etwas in der Geschichte so extrem Häufiges heute
revolutionär wird? Was ist erotischer Konsumismus?
Antwort: Der gegenwärtige Kapitalismus ist flexibel
und prekär. Er zerlegt jede menschliche Gemeinschaft und will überall
den Einzelnen ohne Identität und ohne Verbindungen
sehen, einen Verbraucher, der auf der Grundlage des Konsums
Einwegbeziehungen herstellt. Aus diesem Grund hat der Kapitalismus heute
dem, was ich in meinem Buch „Storia e coscienza del
precariato. Servi e signori della globalizzazione“ (Bompiani, 2018)
(„Geschichte und Bewusstsein des Prekariats. Sklaven und Herren der
Globalisierung“) als die ethischen Wurzeln im Hegelschen
Sinne bezeichne, den Krieg erklärt, d.h. jenen gemeinschaftlichen
Formen der Solidarität, die von der Familie über die öffentlichen Organe
wie die Gewerkschaften, die Schule, die Universität bis
hin zur Realisierung im Staat reichen. Ziel ist es, dies zu
zerlegen, um die Welt auf einen einheitlichen Markt zu reduzieren, wie
Alain de Benoist sagte: Die Gesellschaft wird zu einem
einheitlichen globalen Markt. Aus diesem Grund ist das Reenactment
der heutigen Gesellschaft, also die Aufwertung der ethischen Wurzeln im
Hegelschen Sinne, eine revolutionäre Geste.
„Es scheint mir, dass Podemos in letzter Zeit immer mehr in die Einheitsfront der einzigen Kapitalpartei eintritt.“
Frage: Sie bekräftigen, dass wir Gramsci
zurückerobern und den liberal-libertären Linken entreißen müssen, die
heute dominieren und diejenigen sind, die ihn in letzter Zeit am
häufigsten benutzt haben und die tatsächlich das verkörpern, was
Gramsci bekämpft hat. Wenn wir auf den spanischen Fall eingehen: Würde
sie auch Pablo Iglesias oder Íñigo Errejón und Podemos im
Allgemeinen als ein kulturelles Phänomen der Verherrlichung des
globalisierten Kapitalismus definieren?
Antwort: Ja, im Wesentlichen ist Gramsci das Gegenteil von dem, was die Linke in Italien und in weiten Teilen Europas tut, die Linke ist nicht mehr rot, sondern fuchsienfarben, sie ist nicht mehr Sichel und der Hammer, sondern der Regenbogen. Sie kämpfen für das Kapital und nicht für die Arbeit, sie kämpfen für einen liberalen Kosmopolitismus und nicht für den Internationalismus der Arbeiterklasse. Der konkrete Fall von Podemos in Spanien erscheint mir recht interessant, denn er begann als souveräne und sozialistische Kraft, jenseits von rechts und links, aber es scheint mir, dass er in letzter Zeit zunehmend in die vereinte Front der einzigen Kapitalpartei eintritt, und es ist wirklich eine Schande, weil die Podemos-Partei ursprünglich ein Ausweg zu sein schien.
„Die Linke ist demophob: Sie hasst die Menschen, weil die Menschen außer Kontrolle
geraten.“
Frage: Welche Rolle sollte der Intellektuelle in diesem Szenario spielen?
Antwort: Meiner Meinung nach muss der heutige Intellektuelle das wiederherstellen, was Gramsci die „sentimentale Verbindung mit der Volksnation“ nannte, d.h. er muss das Volk wieder mit der Politik, mit der Intelligenz selbst verbinden, damit sich das Volk aus seiner Passivität herausbewegt und in aktive Subjektivität verwandelt, wie es bereits geschieht, sofern das Volk gegen die kosmopolitische Elite rebelliert. Es wählt den Brexit, es wählt Trump, es stimmt in Italien gegen das Verfassungsreferendum, es stimmt in Griechenland für das Referendum gegen die Sparpolitik der Europäischen Union. Aber das Volk, sagt Gramsci, muss „interpretiert“ werden, es braucht eine lebendige Philologie, das Volk ist ein Text, der interpretiert werden muss und nicht direkt einstimmig ist. Man muss auf ihre Bedürfnisse, ihre Forderungen – etwas, das die Linke heute nicht tut – hören; die Linke ist demophob, d.h. sie hasst die Menschen; sie hasst die Menschen, weil die Menschen außer Kontrolle geraten, sie fühlen sich nicht mehr durch eine Linke repräsentiert, die dem Kapital und den Herren freundlich gesonnen ist, anstatt den Arbeitern und den Menschen.
Frage: Sie schlagen vor, die Verwendung von Italienisch vor das Englische zu setzen und zusätzlich ein gut gesprochenes oder geschriebenes Italienisch wiederherzustellen. Sie verstehen dies als einen wesentlichen kulturellen Kampf. Warum?
Antwort: Ja, ich schlage vor, gegen die Neosprache der Märkte, die das Englisch der „Tabellenkalkulationen“, der „Ausgabenüberprüfung“, der „Austerität“ und der „Governance“ sprechen, eine schon lange bestehende Sprache zu setzen, die auf der Genesung des Italienischen mit all seinem Reichtum, dem Italienisch von Dante und Machiavelli basiert. Es ist ein kultureller Kampf des Widerstands gegen die Globalisierung und gegen diesen „kulturellen Völkermord“, wie Pasolini es nannte. Den die Globalisierung zur Zerstörung von Kulturen im Namen des einzig zulässigen Modells durchführt: nur noch Konsumenten von Gütern, staatenlos, post-identitär, die das Anonyme Englisch der staatenlose Finanzmärkte sprechen.
Interview mit El Confidencial – übersetzt von und für FRN
Quelle: https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/interview-mit-diego-fusaro-30-06-2019/