Die derzeitige stellvertretende NATO-Generalsekretärin Rose Gottemoeller beteiligte sich Ende August an einem informellen Treffen der EU-Verteidigungsminister in Helsinki. Besprochen wurde dort auch der Klimawandel – jedoch lag der Fokus auf den Auswirkungen der Erderwärmung auf die „Sicherheit“ der NATO-Mitgliedsstaaten und ihre Partner. Fünf Wege zur Eindämmung des Klimawandels zeigte sie auf: „strategische Analyse, Unterstützung für wissenschaftliche Zusammenarbeit, Steigerung der Energieeffizienz und des Umweltschutzes im Militär, Resilienzaufbau bei Naturkatastrophen und Fähigkeitsplanung.
Doch die NATO als größtes Militärbündnis weltweit mit ihrer stetigen Einübung von Kriegen, ihrer globalen Kriegslogistik und den regelmäßigen Kriegseinsätzen kann auch mit einer „Steigerung der Energieeffizienz“ wenig an der schlechten Klimabilanz von Kampfjets, Kriegsschiffen und Bomben ändern. Erst vor kurzem, im Juni 2019, belegte eine Studie der Brown University, dass das Pentagon, d.h. das US-amerikanische Militär, als weltweit größter Verbraucher von aus Erdöl hergestellten Treibstoffen auch der größte Erzeuger von Treibhausgasen ist. Allein im Jahr 2017 übertrafen die Treibhausgasemissionen des Pentagons die der Industriestaaten Dänemark oder Schweden. Es überrascht kaum, dass die US-Regierung darauf drängte, die militärbedingten Emissionen aus dem im Jahr 1997 unterzeichneten Kyoto-Protokoll auszuklammern.
Die hohen militärbedingten Emissionen erklären sich nicht nur durch die Kriegseinsätze, sondern auch durch ihre fast täglich erfolgende Einübung auf den unzähligen Übungsplätzen der NATO und ihrer Mitgliedstaaten. Im Jahr 2018 hielt die NATO 103 Militärübungen ab – zusätzlich fanden mindestens 183 Übungen in einem nationalen oder multinationalen Rahmen der NATO-Mitgliedstaaten statt. Eine davon war das in Norwegen abgehaltene Großmanöver Trident Juncture 2018, welches als größte multinationale Übungen seit Ende des Kalten Krieges bezeichnet wird. Eingebunden waren rund 50.000 Soldat*innen aus 29 NATO-Mitgliedsstaaten (und aus Schweden und Finnland), sowie etwa 150 Luftfahrzeuge, 70 Wasserfahrzeuge und ganze 10.000 Bodenfahrzeuge. Einen Monat vor Beginn wurden die Fahrzeuge und Truppen u.a. in den USA, Kanada, Türkei, Deutschland, Italien und Großbritannien verladen und nach Norwegen transportiert. Diese Kriegsgerät verbraucht unheimlich viel Treibstoff und erzeugt damit viel Treibhausgas. So produziert eine Flugstunde des Jagdflugzeugs Eurofighter mit 11 Tonnen Kohlenstoffdioxid etwa gleich viel, wie durchschnittlich eine in Deutschland lebende Person im gesamten Jahr.
Mit diesen unzähligen Übungen gehen häufig Unfälle einher, die in ihrer Konsequenz erheblichen Schaden für die Umwelt und das Klima mit sich bringen können. Die Bundeswehr verursacht bei ihren Luft-Boden-Schießübungen immer wieder Brände, wie z.B. den Brand auf Sardinien im Jahr 2014, der Proteste gegen die Bundeswehrpräsenz auf der Insel auslöste. Der wochenlange Moorbrand im Emsland letzten September setzte ebenfalls enorme Mengen an Treibhausgasen und Feinstaub frei. Bei diesen Unfällen zeigt sich vor allem, dass das Militär den Krieg und die Zerstörung einübt. Dies wird natürlich besonders während der Kriegseinsätze selbst deutlich. Im Jahr 1999 bombardierte die NATO die nahe von Belgrad gelegene Stadt Pancevo – Ziel war dort u.a. die Raffinerie NIS, die Kunststofffabrik HIPetrohemija und die Düngemittelfabrik HIP Azotara. Wochenlang brannte der leicht entzündliche Treibstoff und verschmutze die Luft und den Boden langfristig. Zu den Folgen der NATO-Operation Unified Protector in Libyen sind noch wenige Studien gemacht. Im Jahr 2011 fanden mehr als 26.000 Flüge von rund 250 Kampfjets der NATO und ihrer Partnern statt – mehr als 120 täglich. 42% dieser Kampfjetflüge dienten der Bombardierung von rund 6.000 Angriffszielen, u.a. von Munitionsdepots. Hier wurden tausende Tonnen an Sprengstoff benutzt, die den Boden, das Wasser und die Luft verunreinigten.Während die Bundeswehr und die NATO versuchen, den Klimawandel als sicherheitspolitische Herausforderung darzustellen, die das Militär benötigt, um die Situation unter Kontrolle bzw. den Status Quo der wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen zu halten, gehören sie zu den großen Verursachern dieser Klimakatastrophe.
Quelle: http://www.imi-online.de/2019/09/23/klimakiller-nato/