Sabahattin Ali ist einer der bekanntesten Autoren der Türkei. Viele seiner Bücher wurden auch ins deutsche übersetzt. Geboren wurde er am 25. Februar 1907 im Dorf Eğridere, im heutigen Bulgarien, das damals noch im Osmanischen Reich lag. Da sein Vater ein Offizier der osmanischen Armee war, wuchs er in verschieden Städten auf und ging dort zur Schule wo sein Vater den Dienst zu verrichten hatte.
Seine Karriere als Autor begann im Jahre 1926 während seines Lehramtsstudiums in Balıkesir. Zahlreiche Gedichten die er schrieb, wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlich.
1927 schoss er das Studium ab und wurde Lehrer in der anatolischen Stadt Yogzat.
Damals hatte die Türkei mit der Weimarer Republik ein Bildungsabkommen. So konnten türkische Studenten beim Bildungsministerium eine Prüfung ablegen um in der Deutschen Republik zu studieren und die Sprache zu lernen.
Sabahattin Ali wurde ausgewählt und ging in das für Ihn fremde Land. Eigentlich sollte er 4 Jahre in der Deutschen Republik bleiben, doch er lebte nur zwischen 1928 und 1930 in Berlin und Potsdam. Aber dazu später mehr.
Aus seinen Briefen ging hervor, dass er zufrieden mit der Tatsache war, sich in der Deutschen Republik auf zu halten. Denn hier kam er mit Weltliteratur in Berührung und vor allem die deutsche Literatur gefiel ihm sehr. Eines konnte er, der ausländische Mann, trotzdem genau hören, die Schritte des herannahenden Faschismus. Diesen Zustand verarbeitete er in einem Gedicht.
Alles ist hier: Städte und Leute sind langweilig
die deutschen sind fast ein gefüttertes Schwein
Straßen strecken sich stundenlang
die deutschen wandern darauf ohne zu lächeln…
Nach seiner Rückkehr in die Türkei 1930 arbeitete er zunächst als Deutschlehrer in Aydin. I selben Jahr kam es zum Wendepunkt in seiner Leben, denn bei einem Besuch in der Redaktion der Zeitschrift Resimli Ay trifft er Nazim Hikmet. Resimli Ay war anfangs eine bunte Zeitschrift. Die Linie der Zeitschrift änderte sich jedoch mit der Beteiligung von Nazim Hikmet. Sabahattin Ali hinterlässt seine erste Geschichte, ‚Eine Wald Geschichte‘, die dann im September 1930 abgedruckt wurde. Resimli Ay spielte in Sabahattin Alis literarischer Identität und politischen Ansichten eine wichtige Rolle. Dort lernte er Menschen kennen mit denen er seine Ansichten über Patriotismus und Internationalismus teilen konnte.
Ende 1930 schrieb er in einem Brief an einen Freund;
Sie kennen mich hier als großen Kommunisten. Soll Nazim hierher kommen und mich sehen, dass ich immer noch religionslos bin, aber die Leute sehen mich als leninscher Lüsterner. Wie oft mich der Gouverneur zu sich rief und verhörte.
Sabahattin Ali schien seine Zukunft gespürt zu haben, denn einige Monate später, Anfang des Jahres 1931, wurde er wegen der Verbreitung verheerender Propaganda in der Schule, in der er lehrte, verhaftet und verbrachte drei Monate im Aydin-Gefängnis.
Damals galt halt, wer Atatürk kritisiert wird verhaftet und verurteil, und er wurde nicht müde dies zu tun. Er las beim Essen mit einigen Freunden ein Gedicht vor und somit wurde er 1932 wieder ins Gefängnis gesteckt. Glücklicherweise konnte er es auf Grund einer Generalamnestie 1933, anlässlich der Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag der Republik, wieder verlassen. Danach war es ihm zunächst noch erlaubt als Lehrer zu arbeiten.
Sabahattin Ali sagte später, dass anatolische Menschen im Aydin-Gefängnis den wahren Charakter der Türken kennen lernen konnten. Genauso wie die Hauptfigur Kuyucakli Yusuf in seinem gleichnamigen Roman, den er 1934 schrieb. Der Roman wurde 1937 gedruckt und noch im selben Jahr wieder verboten und alle Bücher wurden beschlagnahmt. Es geht in diesem Roman um den Reichtum und die Armut in der Türkei.
Nachdem er im Jahre 1948 wieder einmal für 3 Monate im Gefängnis saß und entlassen wurde, fällte er eine Entscheidung. Er will auf illegalem Weg die Türkei verlassen. Beim Versucht die Grenze zu Bulgarien zu überqueren und nach Frankreich zu flüchten, wurde er ermordet. Am 16. Juni 1948 wird sein Leichnam an der bulgarischen Grenze gefunden. Bis heute ist der Tathergang seiner Ermordung unklar. Eine der zahlreichen Theorien zu seiner Ermordung ist, dass die türkische Geheimpolizei Sabahattin Ali töten ließ. Nach seinem Tod wurden alle seine Bücher für 20 Jahre verboten. Erst danach wurden die beschlagnahmten Bücher wieder frei gegeben.
Bis heute ist sein Grab unbekannt.
Nun zum Grund der Ausreise aus der damaligen Weimarer Republik!
Vielleich ist Sabahattin Ali der erste in die Türkei Abgeschobene Mensch.
Nachdem er auf einer Schule Deutsch lernte, verbrachte Sabahattin Ali 2 Jahre in einem Internat. Dort herrschte eine eiserne Hand und militärische Disziplin. Es war für ihn nicht einfach. 1930 kehrt er in die Türkei zurück oder besser gesagt er wurde abgeschoben. Als einigen deutsche Studenten anfingen zu skandieren “diese Parasiten sollt man rausschmeißen“, gab es in der Schule eine Schlägerei. Ein Parasit war er nicht und er lag auch keinem auf der Tasche, denn alle Kosten seines Aufenthalts wurden vom türkischen Staat übernommen. Irgendwann konnte er die Schmähungen nicht mehr ertragen und wehrte sich. Während die anderen Beteiligten glimpflich davon kamen, wurde er, der vermeintliche Parasit, aus der Deutschen Republik in die Türkei abgeschoben.
Dies geschah im Jahre 1930 also einige Jahre bevor die Nazis die Macht ergriffen.
Soviel zum Rassismus Diskurs!
Einige seine Bücher in Deutsch.
Yusuf. Roman. Übersetzt von Ute Birgi-Knellessen. Dörlemann Verlag,
Die Madonna im Pelzmantel. Roman. Übersetzt von Ute Birgi-Knellessen. Dörlemann Verlag
Der Dämon in uns. Übersetzt von Ute Birgi-Knellessen. Unionsverlag
Der Ochsenkarren. Geschichten aus Anatolien. Übersetzt von Peter Sindlinger und Hülya Wicher.
Anatolische Geschichten. Übersetzt von Herbert Melzig. Verlag Volk und Welt, Berlin 1953.
Verfasst für freiesicht.org