Zuätzlich zu unseren Informationen auf der Startseite, wollen wir euch hier noch Hintergrundinformationen zur Einordnung der sogenannten Coronakrise geben.
Wir kritisieren die Kriegsrhetorik, die Überflutung von Laien mit epidemiologischen Zahlen, die ohne Vergleichszahlen mit dem „Normalen“ oft apokalyptische Visionen entstehen lassen und vor allem eines tun: Angst und Panik verbreiten.
Als Folge produzieren die Medien Bilder, die ohne nüchterne Einordnung zu einer aufgeheizten und hochemotionalen Stimmung in der Bevölkerung führen.
Wir sind der Meinung, dass aufgeklärte Menschen sehr wohl zu einer Einschätzung der Gefahr und einer Schlussfolgerung für den Umgang mit der allgemeinen Ungewissheit in der Lage sind. Wir halten es für fatal, unser Leben und das Schicksal der Gesellschaft allein in die Hände von gerade Regierenden und ihren Berater*innen zu legen. Auf unserer Sonderseite versuchen wir, euch bei der eigenen Beurteilung zu unterstützen.
Leider kommen in den Medien derzeit überwiegend Wissenschaftler*innen zu Wort, die den Virus als sehr gefährlich einschätzen. Alternative Meinungen sind kaum zu finden. Die Wahrnehmung einer potentiellen viralen Bedrohung ist allgegenwärtig. Dass die Möglichkeit eines tödlichen Virus allerdings nicht neu, sondern schon immer allgegenwärtig ist, wird dabei vergessen. Der Fokus auf Covid19 hat einen enormen Rechtfertigungsdruck für kritische Stimmen zur Folge. Der normale Vorgang einer freien, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion über die richtige Einschätzung findet nicht mehr statt. Die Berichterstattung ist hochemotionalisiert. Viele Ärzt*innen sind verängstigt, der eingeengte Blick auf eine potentielle Gefahr verändert auch das Denken und Handeln von Mediziner*innen. Angst und Opportunismus geben den Takt vor.
Einschneidende Maßnahmen und Aussetzung elementarer Grundrechte scheinen in dieser Stimmung alternativlos und werden von der Mehrheit nicht nur widerstandslos hingenommen, sondern aggressiv gegenüber zweifelnden Mitmenschen durchgesetzt.
Hörbare Zwischenrufe sind die Ausnahme. „Wenn man es nicht besser wüsste, ließe sich das Procedere der letzten Tage wie das Drehbuch einer rechtspopulistischen Machtübernahme lesen.“ (René Schlott)
Hier einige abweichende Meinungen von Fachleuten und Wissenschaftler*innen, die zur eigenen Meinungsbildung hilfreich sein können:
Prof. Sucharit Bhakdi forschte und lehrte bis 2012 am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz. Das vorhergesagte Horrorszenario um Covid19 hält er für falsch. Die aktuellen Maßnahmen findet er grotesk, überbordend und gefährlich, gesellschaftlich vergleicht er sie mit einem kollektiven Selbstmord.
Der Immunologe und Toxikologe Prof. Dr. Stefan Hockertz, erklärt in einem Radiobeitrag, dass Covid19 nicht gefährlicher als Influenzaviren ist und hält die Massnahmen für völlig überzogen und unverhältnismäßig. Die Bilder aus Italien und Spanien seien dem besonderen Blick auf ein ohnehin marodes Gesundheitsystem geschuldet.
Nach der Einschätzung von Prof. Streeck, leitender Virologe der Uniklinik Bonn, könnte es sein, dass die Sterblickeit nach Ende der Infektionswelle nicht höher als in den vergangenen Jahren liegen wird. Bei Stern TV sagt er: „Einige Experten zeichnen Horror-Szenarien, andere sehen es mit kühlem Kopf. Wäre uns das Virus nicht aufgefallen, hätte man vielleicht gesagt, wir haben dieses Jahr eine schwerere Grippewelle.“
Bei radio1 wurde die Virologin Frau Prof. Mölling interviewt, nicht ohne dass sich die Redaktion im Nachhinein zu eine Distanzierung genötigt fühlte. Mölling warnt auch bei Phönix vor Panikmache und hält die aktuellen Maßnahmen nicht für verhältnismäßig.
Der renommierte Gesundheitswissenschaftler Prof. Ioannidis von der Universität Stanford erklärt im US-amerikanischen Gesundheitsmagazin STAT, dass sowohl die Einschätzung zur Verbreitung des Virus, als auch die jetzt beschlossenen Gegenmaßnahmen nicht auf verlässlichen Daten und Evidenz fußen. Seiner Meinung nach haben wir uns mit dem Shutdown entschieden, von einer Klippe zu springen, ohne zu wissen, ob das eine rationale Handlung ist und ob wir sicher landen können.
Für weitere grundsätzliche Hintergrundinfos über Coronaviren und epidemiologische Zusammenhänge verweisen wir u.a. auch auf die Beiträge von Wolfgang Wodarg.
Alternativen zum Shutdown werden unter namhaften Epidemiologen intern diskutiert, in der Öffentlickeit taucht davon allerdings wenig auf. Eher stellen hier Ökonomen grundsätzliche Überlegungen an, die meist in Wirtschaftsmedien nachzulesen sind.
Die Notwendigkeit von Vergleichen mahnt Prof. Margit Osterloh an. Die Medien sollten die beinahe stündlichen neuen Corona-Meldungen nicht ohne entsprechende Vergleiche mit den Todesfällen bei früheren Epidemien veröffentlichen. Nur so ist eine realistische Risikoeinschätzung möglich.
Der Risikoforscher Prof. Grigenzer denkt, dass wir uns mit dem Coronavirus ziemlich sicher vor dem Falschen fürchten. Er fragt sich, warum wir aus der falschen Panik vor der Schweinegrippe nichts gelernt hätten.
Vergleichszahlen / Was ist normal?
Gerade zur Abschätzung von Pandemien wurde 2008 das europaweite Projekt EuroMomo gestartet. Ziel war es, in Echtzeit standardisierte Gesamtmortalität in Europa darzustellen. Ein Update findet wöchentlich statt. Bis jetzt (Woche 11/2020) war weder auf europäischer Ebene, noch in Italien eine besondere Erhöhung der Todeszahlen messbar. Selbst leichte Ausschläge wie bei vorherigen Jahren, die durch mehr Grippetote in den Wintermonaten ausgelöst waren, sind auf gesamteuropäischer Ebene nicht sichtbar. In Italien gibt es seit wenigen Wochen eine kleine Abweichung nach oben, die aber weit unter den Peaks der Vorjahre liegt.
Eine wichtige Frage ist also: sind die gezählten Toten, die Covid19 positiv getestet wurden, ein normaler Teil der Toten, die im Durchschnitt und eventuell saisonal verstärkt zu verzeichnen sind?
Es wäre dann durchaus denkbar, dass sich zwar zweifellos ein neuer Virus in der Bevölkerung exponentiell ausgebreitet hat, jedoch ohne relevant die Gesamtsterblichkeit zu beeinflussen. In diesem Fall wären die getroffenen Massnahmen völlig sinnlos und würden, statt präventiv zu wirken, enormen Schaden in vielen Bereichen unseres Lebens anrichten. Diese Frage wird selten diskutiert. Bei der BBC tauchte sie mal kurz als Meldung auf.
Wann der Tod Saison hat – Das ganz „normale“ Massensterben (Wissen-Welt)
Normale Verhältnisse:
In Deutschland sterben pro Tag im Durchschnitt ca. 2.600 Menschen. Davon sind etwa 2.200 über 65 Jahre alt.
In Italien sterben pro Tag im Durchschnitt ca. 1.800 Menschen.
In den Wintermonaten sterben durchschnittlich pro Monat etwas mehr, was u.a. mit dem Auftreten von Infekten zu tun haben dürfte, die auf alte Menschen mit schweren Vorerkrankungen treffen.
Laut Todesursachenstatistik des statistischen Bundesamts starben beispielsweise im Jahr 2017 in Deutschland insgesamt 68.408 an Krankheiten des Atmungssystems. Darin enthalten sind Menschen, die auch einen viralen Infekt der Atemwege hatten. Viele, die ebenfalls einen viralen Infekt der Atemwege hatten, sind in der Statistik nicht erfasst, da bei vielen alten Menschen von Mediziner*innen andere Ursachen z.B. deren Grunderkrankungen (Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs usw.) kodiert wurden. Eine Messung auf Viren bei Toten erfolgte in Deutschland im Normalfall nie.
Situation in Italien – Apokalypse oder trauriger Normalzustand in Kombination mit Massenpanik?
Auch für Italien gilt: Normalzustand sind in den Wintermonaten im Durchschnitt der letzten zehn Jahre ca. 1.800 – 1.900 Tote pro Tag.
EuroMomo zeigt bisher keinen besonderen Anstieg der Übersterblichkeit bis zur Woche 11/2020.
Für eine realistische Einschätzung der Situation ist es also erst einmal notwendig, die Zahlen mit den Vorjahren zu vergleichen. Gibt es mehr Tote pro Tag in Italien, insbesondere in der Lombardei, als in den Vorjahren?
Die Zustände in den Krankenhäusern und die entsprechenden medialen Bilder könnten auch Ergebnis verschiedener zusammenfallender Faktoren sein:
– die bekannten Mangelzustände im Gesundheitssystem Italiens
– eine Erkältungswelle, die ausgelöst durch Viren (auch Covid19) stärker als in den Vorjahren ist
– Massenpanik, ausgelöst durch die Berichterstattung (staatliche Institutionen, Medien)
– veränderte Wahrnehmung und Einordnung der Situation durch Ärzt*innen
Die Berichterstattung und Panik vor dem Coronavirus hat auch in Italien zur einer massiven Überinanspruchnahme der Krankenhäuser durch vor allem alte Menschen mit Erkältungssysmptomen geführt. Das alles bei einem schon im Normalzustand völlig überlasteten Gesundheitssystem dort. Ohne Zelte vor den Krankenhäusern wäre schon dieser Ansturm nicht zu bewältigen gewesen. Die Lombardei gehört zu den bevölkerungsreichsten Gebieten Italiens und mit einem hohen Anteil von Industrie auch zu den Gebieten mit der größten Luftverschmutzung in Europa. Nachweislich sind in derartigen Regionen Lungenerkrankungen überproportional vorhanden. Italien gehört zu den Ländern mit dem höchsten Altersdurcchschnitt, also mit sehr vielen alten Menschen.
Die Einschätzung von einem Teil der Virologen, dass Covid 19 als neuer Virus mit exponentiellem Wachstum eine besondere Gefahr darstelle, ist omnipräsent.
Dabei könnte sich dann auch die Wahrnehmung von medizinischen Profis ändern. Als Beispiel sei hier die Indikation zur Beatmung genannt. Intubiere ich einen hochbetagten Patienten mit über 80 Jahren und mehreren schweren Vorerkrankungen noch, oder ermögliche ich ihm ein würdevolles Sterben im Kreis seiner Angehörigen? Diese Entscheidung wird durch den Fokus auf einen Patienten, der Covid19 positiv getestet wurde und deshalb als „akut krank“ bezeichnet wird, beeinflusst. In dieser Perspektive, die nicht mit wissenschaftlicher Evidenz übereinstimmen muss, ist es verständlich, dass jetzt mit Isolation und Maximaltherapie reagiert wird. Es geht dann nur noch um eine Infektion, die überstanden werden muss, es geht um Leben oder Tod. Bei vielen Sterbenden würde in der gleichen Situation trotz Vorliegen von schweren Atemproblemen keine Indikation zur Beatmung gestellt. In den meisten Fällen handelt es sich hier um eine ethische Entscheidung, die ein würdevolles Sterben ermöglichen soll.
Als Folge könnte jetzt eine anfänglich niederschwellige Indikation zur intensiven Behandlung und Beatmung schnell zu totaler Überlastung der Intensivstationen führen. Dann muss die berichtete Triage (Priorisierung nach Überlebenschancen) einsetzen, mit allen ethischen Implikationen, über die ebenfalls mit großer Emotionalität berichtet wird.
Somit könnten auch 800 Tote an einem Tag, die nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums im Durchschnitt 81 Jahre als sind, von denen etwa 50% mindesten drei schwere Vorerkrankungen haben, und die positiv auf Covid19 getestet wurden, einen Teil der normalen Sterblichkeit unter besonderen gesellschaftlichen und medialen Bedingungen abbilden. Die Tatsache, dass bei 800 von ca. 2000 Toten am Tag Corona gemessen wurde, gibt zwar Aufschluss über die Verbreitung des Virus, würde aber noch nicht unbedingt seine Ursächlichkeit belegen. Diese Fragen können nur mit belastbaren, validen, epidemiolgoischen Daten geklärt werden.
Eine Zusammenstellung von Quellen und weitere Detailinformationen hier in untenstehendem Dokument zum download.
Italien – Daten.docx
Microsoft Word-Dokument [16.6 KB]
Zahlen zur Grippe in Deutschland
Die unten abgebildeten Fallzahlen beinhalten nur die laborbestätigten Fälle und Todesfälle, die dem RKI über ein Netz von Sentinelpraxen gemeldet werden. Auf dieser Basis wird dann eine Exzessschätzung vorgenommen. Beispielsweise wurden dem RKI in der Grippesaison 2017/18 1.674 Todesfälle gemeldet – laut Schätzung des RKI sind indes 25.100 Menschen gestorben. Häufig gestellte Fragen und Antworten zur Grippe beantwortet das RKI auf seiner Webseite.
Impfungen gegen saisonale Viren (Grippe) – zweifelhafter Schutz
Mediziner*innen bemühen sich weltweit, Impfstoffe zu entwickeln, um Krankheiten zu verhindern. Die Pharmaindustrie macht einen beträchtlichen Umsatz mit Impfstoffen. Die Wirksamkeit ist bei vielen Impfungen umstritten. Gerade bei Viren, die sich schnell verändern, sind Impfstoffe oft unwirksam. Manche hoffen jedoch, dass wenigstens eine Art Kreuzimmunität (Antikörper, die auch gegen leicht veränderte Viren teilweise wirkam sind) entsteht, die einen milderen Verlauf zur Folge hat. Die harten Daten sehen für Influenzaswirkstoffe nicht gut aus. Gerade bei den über 65jährigen blieb die Impfung leider fast wirkungslos. In einer Metaanalyse höchster wissenschaftlicher Qualität heißt es nach Auswertung von 31 Studien in Lancet:
„Influenza vaccines can provide moderate protection against virologically confirmed influenza, but such protection is greatly reduced or absent in some seasons. Evidence for protection in adults aged 65 years or older is lacking.“
Leider ist davon auszugehen, dass bei einem Impfstoff gegen Coronaviren ähnliche Probleme auftreten werden.
Rassismus und Corona
Vincent Bababoutilabo und Massimo Perinelli werfen einen antirassistischen Blick auf die aktuelle Pandemie. Sie diskutieren darüber was die Corona-Krise mit Rassismus und der humanitären Katastrophe an den europäischen Außengrenzen zu tun hat und holen sich Rat bei italienischen Genoss*innen. In einem Podcast hier zu hören.
Covid19 – Gesellschaftliche Folgen