Heute vor 80 Jahren griff Nazi-Deutschland die Sowjetunion an. Das Hitler-Regime wollte die slawische Bevölkerung auslöschen, um mehr »Lebensraum« für Deutsche zu schaffen. Der sowjetischen Opfer wird hierzulande bis heute nicht angemessen gedacht.
Heute jährt sich der Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion zum achtzigsten Mal. Eine offizielle Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestages wird es nicht geben. Einen entsprechenden Vorstoß des Abgeordneten Jan Korte (DIE LINKE) hatte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) im März dieses Jahres abgelehnt. Schließlich wolle sich, so Schäuble, der Bundespräsident »in diesem Jahr des Anlasses annehmen« – jener Frank-Walter Steinmeier also, der im vergangenen Jahr das Kunststück vollbrachte, in seiner Rede zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nazi-Faschismus die Rote Armee nicht einmal zu erwähnen.
Dass aktuelle Kontroversen die Geschichts- und Erinnerungspolitik beeinflussen, ist keineswegs ungewöhnlich, sondern eher die Regel. Geradezu erschütternd ist jedoch, dass Parlament, Regierung und Staatsoberhaupt der Bundesrepublik der Opfer jenes Landes, das die Hauptlast des Weltkriegs zu schultern hatte, nicht eigens gedenken wollen. Zugleich indiziert diese Haltung den längst erfolgten Schwenk in der deutschen Russland-Politik: Die Entspannungspolitik, die einst schon fast zur deutschen Staatsräson gehörte, ist eisigen Verhältnissen gewichen. Geraten in Deutschland wichtige Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit?
Der rassistische Vernichtungskrieg
Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion markierte den Auftakt des mörderischsten Krieges der Menschheitsgeschichte, dem allein auf dem Gebiet der Sowjetunion bis zu 27 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Mit dem 22. Juni 1941 begann zugleich die systematische Ermordung der Jüdinnen und Juden sowie der Roma. Der »Unternehmen Barbarossa« genannte Überfall auf die Sowjetunion machte den Zweiten Weltkrieg zu einem rassistischen Vernichtungskrieg. Die Deutschen waren bereits in ihren Kriegen gegen Polen, Frankreich, Jugoslawien und andere Länder mit großer Rücksichtslosigkeit vorgegangen; ab jetzt aber ging es ihrer militärischen Führung ausdrücklich um die Auslöschung ganzer Völker.
Dabei war die Sowjetunion das erklärte Hauptziel der NS-faschistischen Kriegführung. Schon in den 1920er Jahren, also lange vor der Machtübertragung, hatte Adolf Hitler in seinem Buch Mein Kampf erklärt, dass der »Lebensraum des deutschen Volkes im Osten« liege und auf Kosten der dort lebenden Völker gewaltsam erobert werden müsse. Die Nationalsozialisten betrachteten die Zerstörung des angeblich »jüdischen Bolschewismus« – ein Feindbild, das Antisemitismus, Rassismus und Antikommunismus zu einem ideologischen Amalgam verschmolz, das auf den Völkermord drängte – folglich als ihre Hauptaufgabe.
Die slawischen Völker galten den selbst erklärten »Herrenmenschen« als nicht ebenbürtige »Untermenschen«, mit denen man nach Belieben verfahren dürfe – bis hin zum Völkermord. Im Zuge des »Generalplans Ost« sollte der gesamte europäische Teil der UdSSR dem Deutschen Reich einverleibt und »germanisiert« werden. Vertreibung und Massenmord sollten diese Gebiete von den Angehörigen anderer Völker »säubern«.
Dieses Programm war vor und nach 1933 durchaus bündnisfähig und traf in der Reichswehr wie auch in bestimmten Zweigen der Großindustrie durchaus auf Sympathien – die Aneignung von »Lebensraum« wurde in diesem Kontext übersetzt in größere »Rohstoff- und Absatzmärkte«, sprich: wachsende Profite. Die Aufrüstung begann faktisch am Tag des Machtantritts der Nationalsozialisten. Wenn die Eroberung von Lebensraum im Osten das Hauptziel der Nazis war, dann war die möglichst rasche Aufrüstung der Reichswehr ihr wichtigstes Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.
Vom Münchener Abkommen zum Hitler-Stalin-Pakt
Hitler profitierte allerdings sehr von der Uneinigkeit der europäischen Großmächte, die einander misstrauten und sich nicht auf eine gemeinsame Haltung gegenüber dem Deutschen Reich verständigen konnten. Das trug wesentlich zu den Erfolgen der deutschen Außenpolitik bei, die Hitler in den 1930er Jahren erzielte, und gipfelte schließlich in der berüchtigten Politik des Appeasements – also einer Politik der Beschwichtigung und des ständigen Nachgebens der Westmächte gegenüber den immer aggressiver werdenden deutschen Forderungen. Die Appeasement-Politik mündete im September 1938 ins Münchener Abkommen, mit dem Frankreich und Großbritannien die Tschechoslowakei zwangen, dem faschistischen Deutschland Gebiete abzutreten.
In der Folgezeit bot die vom Münchner Abkommen geschockte Sowjetunion den Briten und Franzosen ein Anti-Hitler-Bündnis an. Dieses kam jedoch nicht zustande. Offensichtlich waren sich die Westmächte immer noch nicht im Klaren darüber, ob sie sich nunmehr entschlossen gegen Hitler richten oder ihren Antikommunismus in den Vordergrund stellen und sich gegen die Sowjetunion wenden sollten.
Stalin vollzog daraufhin eine Kehrtwende und ersetzte den sowjetischen Außenminister Litwinow, der auf ein Bündnis mit den Westmächten gesetzt hatte, durch seinen Vertrauten Molotow. Letzterer handelte mit seinem deutschen Amtskollegen von Ribbentrop einen Nichtangriffs- und Freundschaftsvertrag aus, den sogenannten Hitler-Stalin-Pakt, der der erstaunten Weltöffentlichkeit am 23. August 1939 präsentiert wurde. Der Vertrag enthielt auch ein geheimes Zusatzprotokoll, das die territoriale Aufteilung Osteuropas zwischen den beiden Mächten regelte. Durch den Angriff der Wehrmacht am 1. September wurde Polen das erste Opfer dieses Bündnisses; der Einmarsch der Roten Armee erfolgte wenig später.
Die sowjetische Propaganda versuchte, diesen Schritt zu rechtfertigen, und noch bis heute wird das Abkommen in der russischen Politik verteidigt. Putin selbst nannte den Hitler-Stalin-Pakt einst »moralisch verwerflich«, bezeichnet ihn seit einigen Jahren jedoch als notwendig. Nach dem Münchner Abkommen und dem Ausbleiben eines Bündnisses mit den Westmächten sei der UdSSR schlicht keine andere Möglichkeit geblieben, so der Tenor.
Man muss hier sicherlich anerkennen, dass der Abschluss des Münchner Abkommens ohne Beteiligung der Sowjetunion in Moskau für Schweißausbrüche sorgte, und dass die Sowjetführung ihrerseits einen Zweifrontenkrieg gegen Deutschland und Japan fürchtete. Und dennoch steht diese Rechtfertigung des Hitler-Stalin-Pakts auf tönernen Füßen. Denn zum einen stand auch nach München keineswegs fest, dass die schwankenden Westmächte sich mit Hitler verbünden wollten. Zum anderen erleichterte das Bündnis zwischen Hitler und Stalin den deutschen Angriff auf Polen und anschließend auf Frankreich, wenn es diesen nicht überhaupt erst möglich machte.
Hinzu kam, dass das leitende technische Personal und fast die gesamte Führungsspitze der Roten Armee den Großen Säuberungen zum Opfer gefallen war. Die Erschießung von Marschall Tuchatschewski 1937 markierte den Auftakt der blutigen Säuberungen innerhalb der Roten Armee, in deren Verlauf Tausende Offiziere hingerichtet wurden – insgesamt schätzungsweise 80 Prozent der hohen und die Hälfte aller anderen Offiziere. Dieser Aderlass sollte sich für die Rote Armee als verheerend erweisen.
Durch das Bündnis mit Stalin und dem gemeinsamen Sieg über Polen konnte sich Hitler nunmehr nach Westen wenden. 1940 wurden Norwegen und Dänemark, die Benelux-Staaten und schließlich Frankreich erobert, im April 1941 zudem Griechenland und Jugoslawien. Im Westen stand nun nur noch Großbritannien gegen Hitler.
Der Krieg im Osten
Ab Sommer 1940 begann im Deutschen Reich die direkte Vorbereitung des Feldzugs gegen die Sowjetunion, im Dezember 1940 wurden die endgültigen Befehle erteilt. Nach den militärischen Siegen gegen Polen und Frankreich setzten Hitler und die Wehrmacht erneut auf die erfolgreiche Strategie des Blitzkriegs. Diese basierte auf schnellen Vorstößen großer, motorisierter Einheiten, also vor allem Panzerverbänden, und zielte auf die Einkesselung gegnerischer Truppenverbände. Auf dieser Basis griff die Wehrmacht die Sowjetunion mit über 3 Millionen Soldaten an. Unterstützung erhielt sie dabei von weiteren 600.000 Soldaten ihrer Verbündeten aus Italien, Rumänien, der Slowakei, Ungarn und Finnland. Der Angriff erfolgte in drei Heeresgruppen, die rasch Richtung Leningrad, Moskau und Kiew vorstießen.
Auf der sowjetischen Seite war man zunächst vollkommen überrascht. Als Stalin von dem Überfall erfuhr, soll er geglaubt haben, er würde nunmehr selbst zur Rechenschaft gezogen. Schließlich hatte er alle Warnungen seiner Agenten vor einem bevorstehenden deutschen Angriff ignoriert und eine rechtzeitige Mobilmachung versäumt. Die Rote Armee traf der Angriff daher unvorbereitet.
Die Truppenverbände der Wehrmacht drangen rasch vor, es kam zu riesigen Kesselschlachten, in denen die Deutschen Millionen sowjetische Soldaten töteten oder gefangen nahmen. In den ersten sechs Kriegsmonaten wurden über 3,3 Millionen sowjetische Soldaten gefangen genommen, von denen bis Jahresende 2 Millionen an Unterernährung, ungenügender medizinischer Betreuung und fehlendem Schutz vor Hitze und Kälte starben. Aus rassenideologischen Gründen war zunächst nicht vorgesehen, sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter einzusetzen; das änderte sich jedoch mit dem Scheitern des Blitzkriegs. Die Gefangenen wurden nun ins Deutsche Reich transportiert und mussten dort Zwangsarbeit leisten, großenteils in der Industrie und hier nicht zuletzt auch in der Rüstungsproduktion. Von den insgesamt 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen kamen bis Kriegsende 3,3 Millionen – also weit über die Hälfte – in deutscher Gefangenschaft um.
In den von der Wehrmacht besetzten Gebieten wüteten die deutschen Besatzer geradezu. Mit dem Feldzug begann hinter der Front zugleich die systematische und massenhafte Erschießung von Jüdinnen und Juden, die Roma wurden ähnlich gnadenlos verfolgt und ermordet. Auch die Angehörigen slawischer Völker – die Russen, Ukrainer und Polen – wurden nur geringfügig besser behandelt. Diejenigen, die – etwa in der Ukraine – den Einmarsch der Deutschen anfänglich begrüßt hatten, wurden rasch eines Besseren belehrt.
Als die deutsche Offensive dann am Jahresende im Schneetreiben vor Moskau stecken blieb, gelang es der Sowjetunion allmählich, neue und besser ausgerüstete Verbände in den Kampf zu schicken. Die Rote Armee dominierte jetzt zunehmend das Kriegsgeschehen gegen die bloß auf einen Blitzkrieg eingestellte und vom Winter überraschte Wehrmacht. Dokumentarfilme zeigen, wie demgegenüber die Rotarmisten, die im Schnee zur Tarnung ganz in Weiß gekleidet waren, auf Skiern zum Angriff übergingen.
In den besetzten Gebieten gab es angesichts der deutschen Terrorherrschaft außerdem massiven Widerstand durch Partisaninnen und Partisanen, die im Rücken der Front die kriegswichtige Infrastruktur der Deutschen, insbesondere die Eisenbahnlinien, angriffen. Der Partisanenkrieg wurde zu einer immer größeren Bedrohung und band immer mehr deutsche Truppen, die eigentlich an der Front benötigt wurden.
Mit dem Steckenbleiben der deutsche Offensive war der Blitzkrieg gescheitert. Die Deutschen hatten den Krieg im Grunde verloren – und das bereits Ende 1941. Sie wussten es nur noch nicht. Sie hatten Leningrad nicht erobert, sondern mussten es belagern, und weder Moskau erreicht noch den Kaukasus. Hinzu kam, dass das Deutsche Reich nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor auch noch den Vereinigten Staaten den Krieg erklärte. Damit war die Niederlage besiegelt.
Just in diese Zeit fiel auch die Wannseekonferenz am 20. Januar 1942, auf der festgelegt wurde, wie die »Endlösung der Judenfrage«, also die gezielte und systematische Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Europa, durch deren Deportation organisiert werden sollte. Im Kontext des Krieges gegen die UdSSR ist dies von besonderer Bedeutung, da die Judenvernichtung Ressourcen absorbierte, die die Wehrmacht eigentlich dringend an der Front benötigte. Dies verdeutlicht, welch überragende Bedeutung der Holocaust für die Rassenideologie der Nazis besaß.
Im Sommer 1942 trat die Wehrmacht dann erneut zum Angriff an. Wieder drangen die Deutschen tief in sowjetisches Gebiet vor, aber die Rote Armee – der jetzt zunehmend auch Soldatinnen angehörten – wich dem Angriff geschickt aus, sodass sie nicht in offener Feldschlacht gestellt werden konnte. Die Sowjetführung konnte daher den Ort und Zeitpunkt des Gegenschlags selbst bestimmen. Sie wählte den Angriff auf die 6. Armee, die im Oktober die Industriestadt Stalingrad an der Wolga erreicht und fast vollständig erobert hatte.
Diesmal war es die Rote Armee, die die Einheiten der Wehrmacht umzingelte und in einer riesigen Kesselschlacht langsam aufrieb, bis sich die Truppen schließlich, gegen den ausdrücklichen Befehl Hitlers, am 2. Februar 1943 ergaben. Dieser Sieg der Roten Armee gilt gemeinhin als der Wendepunkt des Ostfeldzugs der Wehrmacht und des Zweiten Weltkriegs insgesamt.
Hervorzuheben ist in diesem Kontext auch die Gründung des »Nationalkomitees Freies Deutschland« im Juni 1943. Zu dieser Vereinigung schlossen sich in Stalingrad gefangene Soldaten und deutsche Kommunisten zusammen, die für das »andere Deutschland« zu stehen beanspruchten. Haupttätigkeit war die Überzeugungsarbeit an der Front mit dem Ziel, Wehrmachtsangehörige zum »Überlaufen« zu bewegen – was dann im Zuge der anhaltenden militärischen Niederlagen der Deutschen durchaus Früchte trug. Auch der vormalige Oberbefehlshaber der 6. Armee, General Paulus, trat dem Nationalkomitee 1944 bei. Die überwältigende Mehrheit der Wehrmachtssoldaten aber überzeugten diese Desertationsaufrufe trotz der steigenden Opferzahlen nicht. Sie erwiesen sich weiterhin als willige Helfer, wenn nicht gar als überzeugte Mittäter des verbrecherischen, völkermordenden Krieges.
Vom totalen Krieg zur totalen Niederlage
Unmittelbar nach Stalingrad versuchte das Deutsche Reich, das Kriegsgeschehen durch die Ausrufung eines »totalen Krieges« zu wenden. Aber auch dieser Versuch lief letztlich ins Leere. Militärisch besiegelte dann die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 die deutsche Niederlage endgültig. Dennoch wurde der Krieg auch jetzt noch vorwiegend auf sowjetischem und polnischem Territorium geführt und erreichte, von Luftangriffen abgesehen, erst in den letzten Monaten deutsches Gebiet.
Wann es zu der totalen Niederlage kommen sollte, war nun lediglich noch eine Frage der Zeit. Hitlers Befehl der »verbrannten Erde« –demzufolge beim Rückzug alles vernichtet werden musste, was dem Feind in die Hände fallen konnte – war ein letzter verzweifelter Versuch, die Niederlage hinauszuzögern. So endete das Morden erst am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.
Trotz der historisch eindeutigen Faktenlage gibt es auch heute weiterhin Bestrebungen, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs umzudeuten. Dafür stehen zuvörderst zwei rechtsradikale Legenden. Zum einen wird behauptet, der Überfall auf die Sowjetunion sei ein »Präventivschlag« gewesen. Die Wehrmacht sei, so das Argument, einem angeblich unmittelbar bevorstehenden Angriff der Roten Armee auf das Deutsche Reich bloß zuvorgekommen – das hätte selbst Hitler nicht besser sagen können. Diese Legende ist seit den 1960er Jahren mehrfach zurückgewiesen worden, insbesondere im Zuge des sogenannten Historikerstreits von 1986/87, in dem die einschlägige These des Faschismusforschers Ernst Nolte von Jürgen Habermas, Dan Diner, Jürgen Kocka und anderen widerlegt wurde. Fest steht: Es gab nur einen Kriegsschuldigen, das Deutsche Reich.
Die zweite rechte Legende fußt auf der Vorstellung einer »sauberen Wehrmacht«, die sich an den Verbrechen der Nazis angeblich nicht beteiligt habe. Auch diese Behauptung, die nach dem Krieg noch lange verteidigt wurde, ist in den 1990er Jahren durch die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung – gerade mit Blick auf den Ostfeldzug – widerlegt worden. Nicht jeder einzelne Soldat, aber die Mehrheit von ihnen wusste um den Charakter des Vernichtungskriegs und die Verbrechen der Wehrmacht oder trug gar selbst dazu bei.
Hier gibt es immer noch viel aufzuklären – auch und gerade für Bürgerinnen und Bürger »mit Nazihintergrund«, in deren Familiengeschichte oftmals nur wenig über das konkrete Handeln der eigenen Groß- und Urgroßeltern bekannt ist.
Und schließlich gilt mit Blick auf die deutsche Erinnerungskultur die Verpflichtung, aller Opfer des Vernichtungskrieges angemessen zu gedenken. Das schließt jene aus der einstigen Sowjetunion ausdrücklich ein. Die offizielle Beiläufigkeit, mit der das welthistorische Ereignis des Überfalls traktiert wird, ist jedenfalls kein gelungenes Beispiel der angeblich so vorbildlichen deutschen Erinnerungskultur. Im Gegenteil: Die Geringschätzung zeigt, dass die Deutschen hier weiterhin noch viel aufzuarbeiten haben.
Albert Scharenberg ist Historiker und Politikwissenschaftler.