Die Inhaftnahme von Pablo Hasél hat eine Situation des Kampfes und der Solidarität in den Straßen Kataloniens und des gesamten spanischen Staates ausgelöst.
Aber die Straßen brennen nicht nur wegen Pablo Hasél.
Sie brennen wegen des 2011 eingeführten Maulkorbgesetzes (ley mordaza), wegen der korrupten frankoistischen Monarchie, wegen der politischen Kaste und deren Umgang mit der Pandemie, die die kleinen Unternehmen und Restaurants ruiniert, während multinationale Unternehmen wie bei allen zyklischen Krisen des Kapitalismus jeden Tag reicher werden. Sie brennen wegen der Ausgangssperre in der Pandemie, die niemanden schützt, nur diejenigen, die die Straßen sowieso regieren, das Polizeisystem.
Die Straßen brennen nicht nur wegen Pablo Hasél. Diese Demonstrationen sind auch für die 15 Menschen, die am Strand von Tarajal (Ceuta) einfach von der Guardia Civil erschossen wurden, als sie sich aus dem Wasser an Land retten wollten und für die Tausenden und Abertausenden von Toten im Mittelmeer, die vor Kriegen flohen, Kriege, die von Banken finanziert wurden, die wiederum vorher mit staatlichen Geldern gerettet wurden. Diese Demonstrationen sind auch denen gewidmet, die zwangsgeräumt werden, und das jetzt, während der Pandemie, weil Banken und Spekulanten das so fordern.
Die Demonstrationen richtet sich auch gegen den aufsteigenden Faschismus und gegen die als Demokraten getarnten V0X-Falangisten und ihrer Huldigung der Blauen Division;
Sie sind gegen das Patriarchat und seiner Gewalt, gegen den Rassismus generell und den alltäglichen. Wir demonstrieren wegen der Verurteilung der Jungendlichen in Altsasu, die nach einem Kneipenstreit mit Guardia Civilbeamten in zivil zu Haftstrafen bis zu 13 jahren verurteilt wurden.
Wir demonstrieren
wegen der Abschiebeknäste (CIEs), wegen der Polizeiübergriffe in Linares, wegen
Juan Andres Benitez, der im Oktober 2013 von der katalanischen Polizei zu Tode
getreten wurde. Wir demonstrieren für Iñigo Cabacas, der 2012 von der baskischen Polizei mit einem Gummigeschoss
getötet wurde. Wir demonstrieren gegen das, was am 4. Februar 2006 in Barcelona
nach einer Räumung eines besetzten Zentrums passierte, wo Leute verhaftet und
verurteilt wurden, obwohl ihre Schuld nie nachgewiesen werden konnte. Wir
demonstrieren wegen Patricia Heras, die sich daraufhin das Leben nahm. Wir
demonstrieren wegen Esther Quintana und all diejenigen, die durch die Polizei
ihre Augen verloren haben, für Rodrigo Lanza, für Álfon, für die, die angeklagt
sind, weil sie das katalanische Parlament umstellten, um damit die Abstimmung
über die Kürzungen des Haushalts zu verhindern. Wir demonstrieren für die mehr
als 150 jährlichen Femizide, für die Geflüchteten, die Zeitarbeiter*innen, die
in der Ernte arbeiten und extrem ausgebeutet werden und für die baskischen und
katalanischen politischen Gefangenen, für G. Floyd, Santiago Maldonado, für
Chile, Griechenland, Argentinien und für alle, die weltweit vom Staat und der
Polizei ermordet wurden.
Wir gewaltätig? Ist es keine Gewalt, wenn man nicht genug Geld bis zum Ende des Monats hat? Ist es keine Gewalt, wenn der Chef Ihnen sagt „entweder nehmen Sie das so oder Sie lassen es, es gibt mehr als 20 wie Sie.“
Ist es keine Gewalt, wenn Menschen hungern und gleichzeitig Lebensmittel weggeworfen oder vernichtet werden. Gewalt ist Häuser leer stehen zu lassen, um damit zu spekulieren und Menschen horrende Mieten zahlen zu lassen.
Gewalt ist der miserable Lohn, wenn 40% Jugendarbeitslosigkeit herrscht, wenn Rassismus zum Alltag gehört, wenn die Arbeitsbedingungen immer unmenschlicher werden und diese Tatsache durch Gesetze festgeschrieben wird. Gewalt ist, wenn Menschen nicht mehr ihre Meinung sagen dürfen, Gewalt ist dieses System, der Staat selbst, die Autorität.
UND DIE SELBSTVERTEIDIGUNG DER MENSCHEN IST, WAS WIR ÜBEN.
Und ja, wir jungen Leute demonstrieren, denn wir sehen, dass wir nichts zu verlieren haben, weil wir keine anständige Zukunft für uns sehen. Die Mütter und Väter, die ihre Kinder versorgen und ins Bett bringen müssen, demonstrieren nicht, auch nicht die Geflüchteten ohne Papiere, weil sie Angst haben abgeschoben zu werden oder die mit Papieren, die aber Angst haben, ihren Job zu verlieren.
Wir kämpfen für unsere Großeltern und Eltern, für eine Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder von morgen, wir kämpfen für diejenigen, die nicht da sind und die nicht da sein können.
DIE MENSCHEN HABEN “ES REICHT” GESAGT.
Diese Gewalt ist falsch? Gewalt ist für niemanden wünschenswert.
Niemand, der Verstand hat, will seine persönlichen Konflikte mit Gewalt lösen. Die Dinge werden besprochen. Auch wir möchten nichts weiter, als eine Welt ohne Gewalt, aber die Gewalt existiert, es ist die Gewalt des Staates und des Systems, und unsere Antwort kann nicht darin bestehen, die andere Wange hinzuhalten, wie die Religion es vorschlägt.
Angesichts der ständigen sozialen Konflikte, Inhaftierungen, Armut, Krise, Elend, Morde, Zwangsmigrationen, Femizide, der Gewalt des Systems, des Staates und der Behörde, die in Krisenzeiten geschädigt wurden,wird die Notwendigkeit eines energischen und kontinuierlichen Kampfes deutlich.
Wurde jemals ein
Recht, wurden politische oder soziale Errungenschaften ohne die etablierte
öffentliche Ordnung zu brechen erreicht? Keine, NIEMALS.
Der 8-Stunden-Tag wurde in Barcelona mit einem 44-tägigen wilden Streik und verankerter Solidarität erreicht, bei dem Straßenbahnen umstürzten und Barcelona im Dunkeln saß.
Manche nennen uns junge „Terroristen“.
Terrorismus, das sind die Spanier, die in den Irakkrieg zogen, dort 20.000 Menschen töteten und nach nicht existierenden Massenvernichtungswaffen suchten. Terrorismus war die GAL, die Nazi-Diktatur und ist die Huldigung der Blauen Division. Terrorismus sind unsere Toten in den Straßengräben.
DER STIER LEIDET NICHT, ABER DIE MÜLLTONNEN RÜHRT IHR MIR NICHT AN.
Wir greifen Banken, multinationale Unternehmen, Immobilienunternehmen und Staatsgebäude an und sind dafür, kleine Unternehmen und Dinge von Nachbarn und Nachbarinnen nicht anzugreifen. Wir wollen, dass diese Menschen mit uns sind, nicht gegen uns, denn es ist ein Kampf für alle.
Ein Kampf für die Freiheit, gegen die Unterdrückung und gegen dieses System, das uns zu einem Leben im Elend verurteilt. Und ja, das Fernsehen wird die schmutzige Arbeit der Kriminalisierung erledigen, indem es uns auf eine Gruppe kopfloser Jugendlicher reduziert. Aber nein! Wir sind die jungen Leute, die gekommen sind, um dieses System zu ändern.
Wir tragen eine neue Welt in uns und diese Welt wächst in diesem Moment und wir werden mit einem Punkt beginnen:
Der sofortige Widerruf des MORDAZA-Gesetzes und die Freiheit der Verhafteten; HASEL und DIR DER PROTESTE DIESER TAGE.
Fordern wir alle Kollektive Kataloniens und des Staates auf, den Kampf auf den Straßen fortzusetzen, kraftvoll, kontinuierlich und organisiert, bis die Ziele erreicht sind. Netzwerke aufbauen und kennenlernen. Wenn wir alle gleichzeitig auf die Straße gehen, gibt es nicht genug Polizei und Bereitschaftspolizei, um uns aufzuhalten.
Und zum Schluß: Wir wollen NICHT noch mehr Augen verlieren. Wir werden weiter demonstrieren, aber es mit Helmen tun und alles, was nötig ist, um uns zu verteidigen. Das ist eine Warnung!
Wir werden nicht aufhören, bis sie akzeptieren, dass sich das System ändern muss.
Wer auch immer regiert, wir werden nicht regierbar sein!!!
Badalona Antifaschistische Plattform. Februar 2021
#LlibertatPabloHasel
#SpainIsAFascistState
Übersetzt von Almuth Intemann für freiesicht.org