Mexiko-Stadt. Auch 43 Monate nach dem Verschwinden von 43 Lehramtsstudenten der linken Hochschule Escuela Normal Rural de Ayotzinapa gehen die Suche ihrer Angehörigen und die Proteste weiter. Unter dem Motto „43 x 43“ fanden vergangene Wochen in ganz Mexiko Demonstrationen und Kundgebungen statt, die sich gegen die „historische Wahrheit“ der Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto richten. Diese beharrt darauf, dass bei den Verbrechen in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 nur Mitglieder des organisierten Verbrechens und die lokale Polizei des Bundesstaates Guerrero beteiligt gewesen seien und der Fall mit den bisherigen Ermittlungen abgeschlossen sei.
Gegen diesen Schlussstrich protestierten die Angehörigen und viele Unterstützer letzten Donnerstag erneut im Zentrum von Mexiko-Stadt. Sie forderten die Regierung auf, den Fall nicht zu schließen und die Ermittlungen unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Interdisziplinären Gruppe Unabhängiger Experten (GIEI) fortzuführen, deren Arbeit durch die mexikanische Regierung enorm behindert worden war. Auf Grundlage der Empfehlungen der Expertenkommission kam es zuletzt
immer wieder zu neuen Erkenntnissen. So zeigte die Handyüberwachung eines hochrangigen Mitglieds des Drogenkartells Guerreros Unidos, dass örtliche Mitglieder des Drogenrings, mexikanische Polizisten, der örtliche Staatsanwalt und andere Staatsbedienstete in der Tatnacht Anweisungen von ranghohen Drogenhändlern des Kartells aus Chiacago erhalten hatten.
„Wir werden nicht aufhören, bis wir die Wahrheit wissen und unsere Söhne finden“, betonte angesichts dieser Ungereimtheiten und der offensichtlichen Unwilligkeit der Regierung, unabhängige und ergebnisoffene Ermittlungen zuzulassen, Blanca Nava, Mutter des verschwundenen Studenten José Álvarez Nava.
Die Eltern der 43 Verschwundenen zeigten sich auch betroffen vom Tod von drei Filmstudenten aus Jalisco, die laut Regierungsangaben von Mitgliedern eines lokalen Drogenkartells verschleppt, umgebracht und in Säure aufgelöst wurden. „Wir kennen diesen Schmerz, die Ohnmacht und die Wut der Angehörigen“, erklärten sie. „Wir fordern Gerechtigkeit für die drei Studenten, für unsere 43 und für die tausenden von Opfern in diesem Land.“