Über die Rassismusdiskussion um den ehemaligen Nationalmannschaftsspieler Mesut Özil
Bäume und Pflanzen haben Wurzeln, Menschen aber keins. Jedenfalls habe ich keinen Menschen gesehen, der eine Wurzel vor sich her getragen hat. Wenn man auf der Straße Leute fragen würde, hast du Wurzeln, da würden sie einem sofort die Stinkefinger zeigen. Menschen haben gewöhnlich Beine. Und Beine sind dazu da, um zu laufen oder zum Beispiel Fußball zu spielen wie Özil tat oder immer noch tut, nicht aber um Wurzeln zu schlagen. Man kann aber ein Bein über den anderen schlagen. Das besagt aber nicht, dass man Wurzeln geschlagen hat. Wenn jemand aber lange auf einem Platz haart, fragt man, hast du Wurzeln geschlagen? Alleine aus diesem Spruch sieht man, dass der Mensch normalerweise keine Wurzeln hat, sondern Beine, Bäuche, vielleicht auch noch ein Köpfchen, was nicht Zuviel ist. Was bedeutet, dass man ein Köpfchen hat? Das bedeutet, dass der Kopf Befehle erteilt, zum Beispiel wohin die Beine den Kopf und Kragen zu führen haben oder den Ball, wie Fußballer es tun. Hätte der Mensch Wurzeln gehabt, wäre er gar nicht imstande zu laufen oder Fußball zu spielen, da er nur auf einem Platz stehen bleiben musste, wie Bäume. Bäume können gewöhnlich keinen Fußball spielen, da sie tief mit der Erde verwurzelt sind. Oder hat jemand gesehen, dass die Bäume Fußball spielen?
Wie manche sagen würde, warum um Gottesnamen dann oder um Himmelswillen, ich hingegen tendiere zu sagen, da weder Gott und noch Himmel existiert, um Vernunftswillen, ich weiß es zwar nicht ob überhaupt Vernunft je existiert, nicht desto trotz, man sagt ja, der Mensch sei ein Vernunftwesen, wenn es der Fall sein soll, das weißt nur der Kuckuck, die Behauptung, ein Spieler wie Özil hätte andere Wurzeln und man habe diese Wurzeln von Özil nicht akzeptiert, nicht respektiert, ja sogar sie beleidigt, so dass er deshalb aufgehört hat, in der Nationalmannschaft zu spielen? Pressebericht zufolge soll Özil gesagt haben, dass die hochrangige DFB- Funktionäre hätten seine türkischen Wurzeln missachtet und die Missachtung türkischer Wurzeln sei rassistisch und er wolle Rassismus nicht hinnehmen, darum will er nicht mehr in der Nationalelf sein.
Wie denn nun? Hat Özil doch Wurzeln gehabt und nicht Beine? Und diese seien auch noch türkisch gewesen? Hat Özil anstelle Beine Wurzeln gehabt, wie hat er dann so gut Fußball spielen können und außerdem auf dem Fußballplatz hat man diese Wurzeln nie zu Gesicht bekommen. Wo hat er dann ganze Zeit die Wurzeln versteckt, oder sind diese Wurzeln unsichtbarer Natur gewesen? Um diese Frage zu beantworten zu können, muss ich mir wohl doch Expertenmeinung holen. Ohne Experte darf man heutzutage gar nicht das Haus verlassen. Ich denke sofort dabei an meinen Nachbar, der vom Beruf Radio- und Fernsehtechniker ist. Was nun? Es geht schließlich dabei, um eine technische Frage und er ist nun Experte dafür. Die Frage lautet, ob es möglich ist, wenn ein Mensch Beine und noch dazu Wurzeln hat, imstande sei, Fußball zu spielen. Mein Experte, der vom Beruf Radio- und Fernsehtechniker ist, hat mir zuerst eine grimmige Mimik gezeigt und mich fragend angeschaut, nach dem Motto, willst du mich veralbern? Er könne mein Radio oder Fernseher reparieren aber doch nicht Fragen der Motorik beantworten. Als ich weggehen wollte, sagte er, ich hätte außerdem den Begriff Wurzeln zu eng gefasst. Man würde mit Wurzeln bei Menschen Familienstamm oder Herkunft meinen. Warum dann nicht gleich so. Also DFB-Funktionäre hätten Özils Familienstamm beleidigt, nicht die Wurzeln. Die Verwechselung zwischen Familienstamm und Wurzeln lag also bei Özil, nicht bei mir; vielleicht sogar an dem Pressebericht.
Eine Frage bleibt dann doch noch offen. Wenn in diesem Lande jede(r) sein ich ganz groß an die wand malt und mit Familienstamm nicht in Verbindung gebracht wissen will, warum beleidigt man dann Özil nicht persönlich, wenn er schlecht spielt, sondern beleidigt man sein Familienstamm dafür? Hat Ahnenkult in Deutschland wieder Fuß gefasst und ich habe es nicht mitbekommen?
Diese Frage musste ich doch an einem Sozial- Ethikexperte stellen, da sie für solche Fragen prädestinierter sind als die andere Menschen. Der sagte, bei einem schlechten Spiel würde man den Spieler persönlich angreifen, ihn persönlich beleidigen, oder irgendwelche persönliche Artefakte bei der Kritik im Vordergrund stehen, wenn er zu den Einheimischen gehört, nicht aber bei einem Spieler wie Özil, dessen Eltern aus einem anderen Land stammt und später hier heimisch geworden sind. Auf dem Feld spielt aber Özil, nicht seine Eltern, wollte ich sagen, da sagte der Sozial- Ethikexperte, bei Özil sucht man die Artefakte eben im familiären Kreis, persönliche Relevanzsysteme seien da nicht angezeigt.
Der Experte sagte dann, weil diese Vorgehen rassistisch war oder ist, hat Özil der Nationalelf den Rücken gekehrt.
Wie schade sagte ich mir selbst leise und ging weg und suchte einen Rassist, um mir die Frage zu beantworten, ob er sich mit Familienstamm identifiziere, oder lieber persönlich angesprochen werden möchte. Ich habe bei meinem Suche niemanden gefunden, der von sich sagte, ich bin ein Rassist. Dann sagte ich mir, der Rassismus muss so was schlimmes sein, so dass niemand als Rassist gelten will, obwohl in jedem von uns ein Stück Rassismus doch steckt.
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Verfasst für Freiesicht.org