03.02.2017 19.00 Uhr
Gewerkschaftshaus DGB Bremen
Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen (Tivoli Saal)
Die heutige Radikalisierung von Nationalismus und Islamismus in der Türkei hat eine lange Entwicklungsgeschichte. Bereits seit Ende der 50er Jahre hat eine Gruppe nationalistisch und islamistisch geprägter Oligarchen versucht die Türkei politisch zu prägen und ihre Wertvorstellungen gesellschaftlich zu verbreitern. Im Umfeld antikommunistischer Programme und des Militärputsches der 80er Jahre hatten diese Initiativen an Macht gewonnen und insbesondere die Gülen-Bewegung konnte sich zunehmend etablieren. Es wurde ein Wirtschaftsimperium im Wert vieler Milliarden Euro aufgebaut und zahlreiche Stellen im Regierungs- und Verwaltungsapparat besetzt. Seit den 90er Jahren wurde Erdogan und sein politischer Aufstieg von der Gülen-Bewegung gefördert.
Die heutige Situation in der Türkei mit ihren Verhaftungs- und Entlassungswellen, der Gleichschaltung des politischen Apparats, der Islamisierung der Innenpolitik, der Unterdrückung von Rede- und Pressefreiheit und dem Krieg gegen die kurdische Opposition haben ihren Ursprung im Wesentlichen in dieser Vorgeschichte. Zum Teil sind sie das Ergebnis eines Machtkampfes innerhalb der islamisch-nationalistischen Kräfte, zwischen Erdogan und Gülen, der 2015 mit der Veröffentlichung von internen Informationen seitens Gülens über die Korruption im engsten Kreis um Erdogan eskalierte und im Putschversuch endete. Ein zentraler Aspekt dieses Konflikts war die Frage der Machtverteilung im Rahmen der gesellschaftlichen Umgestaltung der Türkei. Zum anderen resultiert die Gesamtentwicklung aus der nationalistischen Ausrichtung der Politik Erdogans und der über Jahre fortgesetzten Islamisierung der Gesellschaft und ist damit eine konsequente Fortführung der Programmatik des Bündnisses für eine türkisch-islamische Synthese.
Wir möchten diese Entwicklung, die aktuelle Situation und auch die daraus erwachsenden Fragen für die weitere Zukunft mit dieser Diskussions- und Informationsveranstaltung diskutieren. Die beiden Referenten werden zur Eröffnung der Debatte einen Einblick in die verschiedenen Facetten der Entwicklung geben, mit denen sie sich auseinandergesetzt haben.
Referenten:
Dr. Nikolaus Brauns : Historiker, Journalist und Autor
Dr. Kemal Bozay: Sozialwissenschaftler, Journalist und Autor
Veranstalter: Türkei Info Bremen, Verein für Alltagskultur und Politische Bildung e.V., Kommunikationszentrum paradox, Bremen Halkevi, Verein für Internationalismus und Kommunikation e.V., Die Rosa- Luxemburg Stiftung in Bremen
Unterstützt von: Arbeit und Leben Bremen e.V.