Ich hatte vor einigen Tagen an dieser Stelle auf die Aktivitäten einer „Türk Siber Ordusu“, einer „türkischen Cyber Armee“ hingewiesen. Einer Armee der Denunzianten.
Heute Vormittag verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dass gegen 346 Facebook und Twitter Nutzern Strafverfahren eingeleitet worden sind. Durch die Generaldirektion der Türkischen Polizei, deren Leitung dem Präsidenten obliegt.
Was haben denn diese Facebooknutzer verbrochen?
Sie sollen in den vergangenen drei Tagen durch ihre Posts die Wirtschaftspolitik Erdogans kritisiert und Kommentare auf ihren Facebookseiten zu dem Verfall der türkischen Währung veröffentlicht haben.
Es ist anzunehmen, dass sich diese Personen im Ausland aufhalten, sonst wären sie in der Türkei in Haft gegangen. Aber in der Türkei ist Kritik in Facebook oder in Twitter schon lange tabu. Seit etwa Januar 2018, als 1258 Personen wegen ihrer Posts in den sozialen Medien zu dem Einmarsch der türkischen Truppen in Afrin verhaftet worden waren.
Seitdem werden nur noch Verfahren eingeleitet, und das ist ein Zeichen, dass die „Delinquenten“ sich im Ausland aufhalten, denn ansonsten wären sie in Haft gegangen. Hier und da werden sie bei ihrem Türkei Urlaub an der Grenze festgenommen – in meisten Fällen werden sie nach einigen Tagen ausgewiesen.
Die Zahlen, die das türkische Innenministerium Woche für Woche in ihren Berichten veröffentlicht, sind in diesem Zusammenhang erschreckend und sie zeigen mit welcher Intensität die türkische Polizei vorgeht. Die meisten Fälle beruhen auf die Hinweise von bezahlten und freiwilligen Denunzianten im Ausland an die türkische Polizei.
Ich habe die diesbezüglichen Zahlen dieses Jahres aus den Berichten des türkischen Innenministeriums zusammengefasst:
Im Jahr 2018 wurden -laut Ministerium- bis heute 18.127 Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Diese Zahl ist mehr als erschreckend und sollte eine Warnung für alle Nutzer der sozialen Medien sein.
Wollt ihr noch in die Türkei?
Dann haltet euch zurück mit Kritik und widmet euch in euren Posts auf Kochrezepte zum Beispiel. Aber eine absolute Sicherheit kann euch auch dabei niemand garantieren.
Quelle: https://kamiltaylan.blog/2018/08/13/vorsicht-2/