Bürgerrechtlerin soll »Fred Shuttlesworth Human Rights Award« doch nicht erhalten – angeblich aufgrund ihres Engagements für Palästina
Das Birmingham Civil Rights Institut (BCRI) hat seine Entscheidung zurückgezogen, der langjährigen Bürgerrechtsaktivistin Angela Davis einen prestigevollen Menschenrechtspreis zu verleihen. Obwohl ihr das BCRI auf Anfrage keine konkreten Gründe nannte, schrieb die gebürtige Birminghamerin auf Facebook, habe sie erfahren, dass die Entscheidung mit ihrer »Unterstützung für Gerechtigkeit für Palästina« zusammenhänge. »Ich habe einen großen Teil meines Aktivismus der internationalen Solidarität gewidmet«, schrieb Davis weiter. Der Rückzug der geplanten Preisverleihung sei »eine Attacke nicht primär gegen mich sondern gegen den Geist der Unteilbarkeit von Gerechtigkeit«.
Das BCRI verkündete am 6. Januar auf Facebook, eine »genauere Untersuchung von Ms. Davis öffentlichen Stellungnahmen« habe ergeben, sie erfülle »leider nicht alle Kriterien« für den »Fred Shuttlesworth Human Rights Award«. Im Dezember hätten »Unterstützer*innen und andere betroffene Individuen und Organisationen« das Institut dazu angehalten, seine Entscheidung zu überdenken, die kommunistische Wissenschaftlerin und Aktivistin zu ehren.
Im September hatte das BCRI Davis für den »Fred Shuttlesworth Human Rights Award« ausgewählt, benannt nach dem Pfarrer und Bürgerrechtsaktivisten Fred Shuttlesworth. Die Leiterin des Instituts, Andrea Taylor, hatte Davis laut »Guardian« noch im Oktober als »eine der global anerkanntesten Verfechterinnen der Menschenrechte, die den Machtlosen eine Stimme gibt« bezeichnet.
Birminghams Bürgermeister Randall Woodfin zeigte sich in einer Stellungnahme bestürzt über die Rücknahme der geplanten Auszeichnung und sagte, es habe Protest aus der »jüdischen Gemeinde und einigen ihrer Verbündeten« gegeben. Auch auf Twitter wurde die Entscheidung des BCRI vielfach kritisiert und teilweise »jüdische Gruppen« dafür verantwortlich gemacht. Das jüdische Wochenmagazin »tachles« aus der Schweiz wies wiederum auf christilich-konservative Institutionen hin, die Druck auf das BCRI ausgeübt haben sollen.
Davis war viele Jahre bei der Black Panther Party, dem Student Nonviolent Coordinationg Committee, sowie der US Communist Party aktiv und gilt als eine der prominentesten Aktivist*innen der Civil-Rights- und Black-Power-Bewegung in den USA. Der Rückzug des Menschenrechtspreises soll mit ihrem Engagement für die BDS-Bewegung zusammenhängen. Diese fordert »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen« gegen den israelischen Staat und setzt sich für die palästinensische Zivilbevölkerung ein. Ein bekanntes Zitat von Davis, die auch für ihre Veröffentlichungen zum »Gefängnis-Industrie-Komplex« bekannt ist, lautet: »Palästina unter israelischer Besatzung ist das schlimmstmögliche Beispiel für eine Gefängnisgesellschaft«.
Davis, eine Schülerin des jüdischen Philosophen Herbert Marcuse, schrieb weiter in ihrer Stellungnahme, sie habe unter anderem während ihrer Doktorarbeit in Frankfurt gelernt, sich ebenso engagiert gegen Antisemitismus einzusetzen wie gegen Rassismus. »Ich bin stolz, im Laufe meines Lebens eng mit jüdischen Organisationen und Individuen zusammen gearbeitet zu haben«. Diese Arbeit, schrieb sie weiter, habe unter anderem zu ihrem wachsenden Bewusstsein über die Wichtigkeit beigetragen, »gegen die israelische Besatzung von Palästina zu protestieren«.
Im Februar, wenn der Preis ursprünglich vergeben werden sollte, wird Davis in Birmingham an einer alternativen Veranstaltung teilnehmen.
Foto: Florian Schuh/dpa
Quelle: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1109586.angela-davis-menschenrechtspreis-an-angela-davis-zurueckgezogen.html