“…. wenn eine Gesellschaft tiefgehend laizistisch wird, verliert das herrschende Geschlecht dem anderen gegenüber eines ihrer wertvollsten Rechtfertigungsmittel. Wenn „die göttlichen Stützpunkte“ (religiöse Grundlagen) der Herrschaft (der Macht) beseitigt werden, würde es den Weg zum zerschmettern der Legende der “natürlichen“ Überlegenheit des Mannes der Frau gegenüber öffnen.“ (Fatmagül Berktay)
Protest der iranischen Frauen gegen den Kopftuchzwang 1979
Was für eine Bedeutung hat der Kampf um den Laizismus für die Frauen, dem religiös-faschistischen Regime gegenüber, welches die Macht des Führers dem Untertanen gegenüber, der freie Kapitalmarkt die Macht den Arbeitern gegenüber und der Mann die Macht der Frau gegenüber durch religiöse Argumente unantastbar zu machen bezweckt.
Die Verteidigung unserer errungenen / modernen Rechte können wir sagen.
Die Frauenbewegung hat von den unzähligen Provozierungen des Mannes, der gesagt hat, „von wegen Schwangerschaftsverhütung, keine muslimische Familie kann solch eine Auffassung haben“; „Alles was mein Gott sagt, unser lieber Prophet sagt, den Weg werden wir folgen“,
„Die Frau mit dem Mann in einen Gleichberechtigungsverhältnis zu setzen ist gegen die natürliche Veranlagung, dies wirst du den Feministen nicht erklären können“, solch einiges gelernt.
Vom Abtreibungsgesetz bis zur Akklamation der Vergewaltigung (die Rechtfertigung der Vergewaltigung, was auch oft zur Strafminderung führt), von Tretern (d. R. i. von einem Staatssekretär, der einen auf dem Boden liegenden zivilen Erdogan – kritischen Bürger heftige Tritte, vor Erdogan abgab) bis zu den Ensaristen (d. R. i. von einer Stiftung namens „Ensar“ deren Gründer, Gelehrte, Mitglieder und Unterstützer unzählige male an Kindesmissbrauch Beteiligt waren und meist ungesühnt davon kamen), dass ein Fundamentalist zu sein eines der wertvollsten Rechtfertigungsmitteln der männlichen Herrschaft ist, ist in das kollektive Gedächtnis der Frauenbewegung eingeprägt. Die religiöse männliche Herrschaft, hat das liberale Märchen wie das Kopftuchtragen/sich bedecken würde die Frau in der Öffentlichkeit stärken, wie das Märchen des gemäßigten Islams, in den Müll der Geschichte vergraben.
Adieu ! Von nun an könnt ihr „dies“ den Frauen nicht erklären können!
Die Geschichte, hat die wesentlichen Werte, die die Frauenbewegung zu einer Befreiungsbewegung gemacht hat, bestätigt.
Das Private/der Privatbereich ist politischer Raum und für die Frauen ist der Kampf für den Säkularismus, eines der Kernwerte des Befreiungskampfes in den öffentlichen und privaten Bereichen. Wer einen Beweis sucht, die sollten sich den Frauenkampf gegen die, die von der Vergangenheit bis heute; von Emma Goldman bis Münbic, von Ägypten bis Iran, von Indien bis Afghanistan, eine patriarchalische Form als Glaubensfreiheit unantastbar machten und an die Spitze der Macht setzten, anschauen.
Wir wissen auch aus den 3xK des klassischen Faschismus: K (Kinder), K (Küche), K (Kirche): „Der Faschismus ist die reinste Form der strengen Herrschaft die durch die religiöse Ideologie des kapitalistischen Patriarchats gerechtfertigt wird.“ (Macciocchi)
Somit bewirkt für die Frauen der Kampf für den Säkularismus, dass der Faschismus als gesellschaftliches Gender-Regime (eine Gesellschaft, in dem ein Geschlecht bestimmend ist) zu einem Mittelpunkt des Frauenkampfes wird.
Demnach ist der Laizismus-Kampf der Frauen nicht ein einfacher Akt der Selbstverteidigung, welches nur aus einem Kampf für die freie „Lebensweise/form“ besteht; ist es nicht offen genug, dass der Laizismus auf der Achse der feministischen Selbstverteidigung als ein neues gesellschaftliches Grundprinzip politisiert werden müsste?
Wenn die Gesellschaft „tiefgehend“ laizistisch wird, verliert das herrschende Geschlecht dem anderen gegenüber, eigentlich im Allgemeinen die Herrschaft (die Macht) eines ihrer wertvollsten Rechtfertigungsmittel. Eine tief ergreifender Laizismus hingegen, ist nicht einfach „die Trennung von Staatsaufgaben und Religion“, es benötigt die absolute Befreiung der gesellschaftlichen Geschlechtsbeziehungen aus dem religiösen Dogma im privaten und öffentlichen Bereich.
Die religiösen Grundsätze (Regeln) dürfen auf keiner Art und Weise, in keinem Bereich des Frauenlebens, also ihren Körper, ihre Bekleidung, ihren Beruf, ihre Ausbildung, ob eine Frau ein Kind zur Welt bringt oder nicht, ob es heiraten möchte oder auch nicht, ihre Fröhlichkeit, ihren Wünschen bestimmend sein. Die religiösen Dogmas, die das Märchen, dass das männliche Geschlecht dem weiblichen Geschlecht gegenüber von „Natur“ aus überlegen sei; die tausend jährigen Lügen des Patriarchats dürfen nicht für das Beherrschen des Lebens der Frauen verwendet werden! Es darf auch nicht von Jemandem verwendet werden, der durch seine Aussagen wie: „Alles was mein Gott sagt, unser lieber Prophet sagt, den Weg werden wir folgen“, die Gesellschaft zur Schwelle des Höllenfeuers hinzieht um das Leben der Frauen zu Beherrschen!
Der Laizismus, sei es im Grundgesetz verankert oder auch nicht, ist nicht etwas was der Staat und die Männer den Frauen als Belohnung verteilen und wieder wegnehmen können; die Frau ist ein Teil der geschichtlichen Befreiungskämpfe und des Lebens. Es ist nicht verhandelbar; während das alte vernichtet wird, müsste das neue jetzt auf der Achse „Freiheit für Frauen“ neu errichtet werden.
Das alte, also den „Fortbestand des untergehenden Staates“ zu schützen und dem Projekt „etatistischer Säkularismus“ nach, eine „ türkisch-muslimische Kapitalisten – Klasse zu erschaffen“,
ist mit dem zuletzt Herrschenden Block, welches als ihr eigenes Werk zustande gekommen war, mit ihren blutigen Abenteuern in die Tiefen der Geschichte begraben. Weil sie das Ziel hatten den Fortbestand des Staates zu gewährleisten, waren sie rassistisch; weil sie das Ziel hatten eine Kapitalisten – Klasse zu erschaffen, waren sie etatistisch und während sie die Frauen in öffentlichen Bereichen zur Vitrine brachten, haben sie in privaten Bereichen die Frau der religiösen, patriarchalischen, von ihren Vätern übernommenen Autorität überlassen. Besonders den Frauen fehlte es an der zerstörerischen und aufbauenden Dynamik der Unterdrückten und zahlten es mit ihrem Leben.
Heute hingegen ist der Laizismus, zumeist in den Händen der Frauen, die gegen die Herrschaft der illegitimen Kapitalisten, Sekten und der Kumpanei-Regierung, „die uns das Leben mit ihren Massakern grauenvoll machen“, eine wehende Fahne. Nunmehr ist der Laizismus nicht die Gewährleistung des Fortbestandes eines untergehenden Staates, sondern eine Fahne zuerst der Frauen und Kindern, der Unterdrückten, die sich gegen die reaktionären herrschenden Kräfte stellen, dessen Fortbestand gesichert werden muss.
Jetzt reicht’s, Basta! Ab jetzt werden wir weder in unserer Gegend, noch in unserem Haus, unserem Land, im privaten und öffentlichen Leben es erlauben, dass irgendein religiöses Dogma, die religiöse männliche Herrschaft über unseren Körper, unsere Identität und unser Leben Bestimmt. Es gibt eine Fahne, die gegen die religiöse, reaktionäre Männlichkeit gehisst werden muss. Und diese Fahne, die mit den Freiheitswerten der Frau bestückt ist, heißt Laizismus.
Heutzutage bedeutet Laizismus: Freiheit, Brüderlichkeit, „es ist unser Leben“, „Ihr könnt unser Leben nicht Beherrschen“. Ein Kampf für die Etablierung eines neuen Landes, welches für ein humanes Leben, die völlige Freiheit und Gleichheit im vollen Umfang für die Frauen als Ihr Grundprinzip beinhaltet, bedeutet es.
Wir laden alle Frauen dazu ein, eine Pionierin bei diesem Kampf zu sein. Wir laden sie ein, die Reaktionäre, Faschisten, jene die eine Vorliebe zum Präsidieren und zur männlichen Herrschaft haben zur Rechenschaft zu ziehen.
Übersetzt aus dem Türkischen für freiesicht.org izzy/hh
Quelle:
Kadınların bekası için: Yeni bir laiklik, yeni bir ülke gerek – Çiğdem Çidamlı