Der indische Sub-Kontinent wird von einem politischen Beben ersten Ranges erschüttert. Hunderte Millionen Bauern machen ihrer Empörung über neue Modi-Gesetze Luft. Wer hat sie gezählt? Die Demonstrationen sind gar nicht zu übersehen – sind es 200, 300 oder 500 000 000? Denn es werden immer mehr Bauern, denen sich immer mehr Studenten, Lehrer, Angestellte und vor allem auch Arbeiter-Massen anschließen.
Die Massen sind nicht zu übersehen und nicht zu überhören.
Am 9. Dezember 2020 hat der Deutschlandfunk einen hervorragenden Bericht von der Hetze gegen die Moslems im Modi-Regime gebracht. Merkwürdigerweise hat aber der Artikel-Verfasser das Trampeln von hunderten Millionen Füßen in Indien nicht bemerkt. Seit drei Wochen berichte ich hier über den Austand der indischen Bauern, von denen Millionen zu Fuß nach Delhi marschiert sind, um gegen die neuen Gesetze des Modi-Regimes ihren Protest vorzutragen. Die Polizei versuchte mit vielerlei Mitteln zu verhindern, dass die Massen Delhi erreichen. Es war vergebens. Beobachter waren hingerissen, wie geschickt die Bauern vorgegangen sind, Man hat es mit dem Vorgehen einer regelrechten Armee verglichen. Die ersten, die sich den Bauern anschlossen, waren die Studenten.
Es wurden Befürchtungen laut, dass die Bauern über den Tisch gezogen werden, dass der Aufstand scheitern könnte, wenn sich nicht die Arbeiter und die Mittel-Klassen anschließen würden. Nun, es hat zwar gedauert, aber inzwischen haben sich genau diese Schichten ebenfalls angeschlossen.
Die Begeisterung ist auch nach drei Wochen noch nicht gebrochen.
Erstaunlich ist auch die Solidarität der 21 Millionen Delhi-Bewohner. Äußerst schnell wurde die Verpflegung dieser Volksmassen generalstabsmäßig geplant. Harsh Thakor, den ich vor 2 Tagen schon übersetzt habe, hat gestern wieder einen sehr langen Artikel geschrieben mit vielen interessanten Details. Thakor schreibt:
„Noch nie in der Geschichte der Nation wurden die Herrschenden bis ins Mark blamiert wie hier. Positiv war die Einheit verschiedener Strömungen wie die BKU-Fraktionen von Ugrahan Rakewal Dakaunda oder Kirti Kisan Union, die die Schlinge um die herrschenden Klassen enger zogen. Niemals zuvor hat eine Agitation in Indien die Unterstützung von Bauern aus so vielen Regionen oder anderen Gruppen wie Arbeitern, Angestellten und Studenten hervorgerufen. Man erlebt die Schwingungen an jedem neuen Tag oder wie ein neues Kapitel eines epischen Romans. Es ist ermutigend zu sehen, wie die Intensität des Kampfes jeden Tag durch Beiträge elektrisiert wird aus allen Teilen des demokratisch-revolutionären Lagers. In dieser Minute, in der ich diesen Bericht schreibe, marschiert ein Kontingent von Frauen, die zu Familien von Selbstmordopfern gehören, in die Außenbezirke von Delhi in der Gegend von Tokri, um ihre grimmige wirtschaftliche Notlage zu offenbaren, und es wird eine Halbkonferenz abgehalten.“
Er berichtet weiter, dass sich die Widersprüche im Lager der Herrschenden verschärft haben und selbst im Kongress von einigen politischen Führern die Annullierung der Modi-Gesetze gefordert wird. Es gibt sicherlich eine Reihe von Leuten, den völlig klar wird, dass Indiens Ökonomie mindestens um zehn Jahre zurückgeworfen wird. Und den beiden Agrargiganten muss auch klar werden, dass irgendwann der geballte Hass ganz Indiens gegen sie gerichtet wird.
Quelle: https://einarschlereth.blogspot.com/2020/12/politisches-beben-im-sub-kontinent.html