Rassismus und Faschismus immer und überall schonungslos zu verurteilen und zu bekämpfen. Wir sagen: no pasaran!
Redebeitrag.
Liebe Freundinnen und Freunde, hallo!
wir sind heute hier am Kottbusser Tor zusammenkommen, um am 14. Todesjahr von Hrant Dink an ihn zu gedenken. Der Mord an Hrant Dink mahnt uns, Rassismus und Faschismus immer und überall schonungslos zu verurteilen und zu bekämpfen. Wir sagen: no pasaran!
Seit der Selbstenttarnung des NSU vor fast 10 Jahren wissen wir auch in Almanya noch deutlicher als zuvor, dass es kein Vertrauen in Sicherheitsapparate und Politik geben kann und darf. Weder Ermittlungsbehörden oder Sicherheitsapparate noch die Politik benennen Faschismus und Rassismus beim Namen. Stattdessen stellen sich Behörden und Politiker ignorant und verharmlosen die Gefahr für Minderheiten und Antifaschist*innen in Deutschland. Opfer rassistischer Gewalt werden verhöhnt, weil Politiker ihre politischen Mordumstände nicht umfassend aufklären. Vielmehr noch: rassistische Hetze und antidemokratische Entwicklungen liefern den Nährboden für die gewaltbereite rechtsextreme Vollstrecker. Und niemals sind Faschisten Einzeltäter.
Deshalb sprießen auch seit 10 Jahren mehr und mehr selbstorganisierte Initiativen aus dem dunkelbraunen, deutschen Boden empor, sie klagen an, vernetzen sich, klären selbstorganisiert auf, und sie gedenken der Opfer mit den Betroffenen gemeinsam.
Dieser Staat und diese Ordnung, die Migrant*innen und Geflüchtete als zweite oder dritte Klasse behandelt, sie an der Grenze und dann in jedem gesellschaftlichen Bereich des Lebens ihrer Menschen und Bürger*innenrechte beraubt, schafft die gesellschaftliche Basis für rassistisch-faschistische Angriffe. Die lebenslange Verachtung, Ungerechtigkeit und Marginalisierung ist nicht genug – nein! Wir werden zudem von einer rassistischen und migrationsfeindlichen Politik markiert als Probleme, Kriminelle, Sündenböcke, Störenfriede, sogenannte „nutzlose Migranten“ und Diebe, damit Rassisten, wie in Hanau dann auf die Idee kommen, migrantisches Leben zu zerstören. Innenminister, Horst Seehofer, steht beispielslos für eine solche Politik der migrationsfeindlichen Verachtung. Unsere neun Brüder, wurden heute auf den Tag genau vor 11 Monaten, genauso wie Hrant Dink vor 14 Jahren ermordet, weil sie nicht in das Weltbild des Täters gepasst haben. Heute wissen wir, dass der Vater des Täters aus Hanau seinem Sohn das rassistische Weltbild weitervererbt hat. Solange Genozide, rassistische Morde, institutioneller Rassismus, Nazismus und Nationalismus gesellschaftlich nicht aufgearbeitet werden, werden Väter ihren Söhnen Menschenhass in der Wiege weitervererben können.
Mehr als 200 Menschen wurden seit Anfang der 1990er Jahre Opfer rassistisch-faschistischer Angriffe in Deutschland. Die meisten der Betroffenen sind rassifizierte und sozialdarwinistisch diskriminierte Menschen. Die Morde an Eberswalde, Hoyerswerda, Mölln, Solingen, Rostock und die Mordserie des NSU gingen als dunkle Tage der Kontinuität faschistischer Gewalt in die Geschichte Deutschlands ein.
Wir haben keine andere Wahl als die Kämpfe für Gerechtigkeit und Migrantifaschismus gegen die rassistisch-faschistischen Angriffe und den institutionellen Rassismus zu kämpfen. Unmittelbar nach dem Massaker in Hanau protestierten antirassistische und antifaschistische Kräfte in Berlin immer wieder gemeinsam, um der Opfer zu gedenken und Rassismus anzuklagen. Neue Organisationen wie Migrantifa und unser Aktionsbündnis Antirassismus (kurz ABA) wurden gegründet, in denen maßgeblich migrantisierte und rassifizierte Menschen sind. Wir haben nur eins vor, unsere unzähligen antirassistischen Kämpfe zu verbinden, uns durch unsere Solidarisierung zu stärken. Wir betrauern den faschistischen, rassistischen und nationalistischen Mord an Hrank Dink, er gehört wie unsere 9 Brüder aus Hanau und Halle, wie Ahmed Amad, Oury Jalloh und George Floyd zu uns und in unsere Kämpfe. In diesem Sinne laden wir Sie ein, Teil des antifaschistischen und antirassistischen Kampfes zu werden. Wir haben nicht vergessen – wir werden nicht vergeben.
Ruhe in Frieden, Hrant Dink!
Danke fürs Zuhören, danke fürs Dasein!